Disclaimer - wenn man so will

In meinem Sport-Blog schreibe ich über meine Sporterlebnisse teilweise ernsthaft, teilweise aber auch mit überspitztem Humor - den Unterschied sollte man erkennen, wenn man mich persönlich kennt ;) Generell gilt: Wer die Dinge, die ich hier schreibe, zu ernst nimmt, ist selbst schuld ;)

Team 2019

Team 2019

2019 fahre ich Lizenzrennen für RMV Concordia Strullendorf 1920 e.V. und ausgewählte Jedermannrennen

Samstag, 2. Juni 2012

Offizielles Kriterium Kulmbach (Teil 2)

Nach dem kleinen Ärgernis beim Start ging es dann jedenfalls mit dem längsten Jedermann-Kriterium Bayerns los. Der "tolle" Streckensprecher hatte gerade erst noch rumgemotzt, dass ihm egal sein, dass noch jemand fehle, doch direkt nach dem Start musste er gleich sein tolles Wissen präsentieren, indem er sofort Maik erspähte, wie er sich gleich rechts Richtung Spitze orientierte. Da konnte der Sprecher wieder beweisen, wie toll er sich auch in der Jedermannszene auskennt, aber wenige Minuten zuvor wollte er das Rennen noch ohne den "Top-Favoriten" und "Seriensieger" starten. Wenn man wissen will, wie ein Streckensprecher wirklich gestrickt ist, dann muss man ihn einfach nur mal direkt ansprechen. Solange man sie einfach nur reden lässt, erwecken sie stets einen freundliche, aufgeschlossenen Eindruck. Doch das ist bei den meisten Streckensprecher (wohl gemerkt: Bei den meisten! NICHT bei allen!) der Fall. Spricht man sie aber direkt an, fällt deren Fassade sehr schnell ab und sie zeigen ihren wahren Charakter. Naja ...

Das Rennen war mit fast 30 Startern deutlich besser besetzt als im Vorjahr, auch von den Namen her. Ich rechnete mir von vornherein keinen Platz auf dem Treppchen aus. Ich wollte nach dem Start verhalten loslegen und die Nase nicht zu früh in den Wind stecken. Was mir aber gar nicht gefällt, ist wenn ich einigermaßen vorne dabei bin, das Tempo aber einschläft. Dann droht meistens der ein oder andere Zug, der seitlich an einem vorbeizieht, einem aber auch das Vorderrad zumacht. Man muss den schnelleren Zug dann erstmal vorbeiziehen lassen und wird durchgereicht. Bis man reagieren kann, ist man schon unnötigerweise weit hinten gelandet. Um solchen Situationen vorzubeugen, trete ich schon mal gerne testweise ein bisschen kräftiger in die Pedale. Der Puls will ja schließlich auch zu Rennbeginn schon mal testweise nach oben gejagt werden, damit er mitbekommt, was von ihm in der nächsten Stunde erwartet wird.

Und siehe da: Ich fuhr mal eben eine weitere "Führungsrunde", wie es die Statistiker in der Formel Eins ausdrücken würden, denn mit meiner leichten Tempoverschärfung setzte ich mich auf der Zielgeraden bei schönstem Gegenwind an die Spitze des Feldes und überfuhr auch die Linie als Erster. Danach ging ich natürlich wieder aus der Führung, denn es war ja nur ein "Anfahren". Fortan war ein guter Zug im Feld und ich musste meine Nase nicht mehr in den Wind halten. Die Kurven wurden dennoch recht langsam angefahren, weshalb wir meistens in 2er- oder gar 3er-Reihe dort durchfuhren. Das war alles nicht so optimal und ich testete ein bisschen rum, wie ich mich Richtung Wertungsrunde am besten wieder nach vorne kämpfen konnte. Ich denke, generell fuhr ich die Kurven heute nämlich gar nicht mal sooooo schlecht, aber sobald ich links und/oder rechts von mir andere Fahrer bei der Anfahrt der Kurve hatte, nahm mir das gleich entsprechend den Wind aus den Segeln. Vor allem in der einen Runde, wo ich in der Kurvenanfahrt auf Kurve 2 die Innenbahn wählte, aber dann eine Doppelreihe von außen so scharf reinzog, dass sie mich zu zerquetschen drohte. Da musste ich dann stark an Geschwindigkeiten rausnehmen und schon fast den Bordstein des Fußgängerwegs nachzeichnen, um eine Kollision mit der wilden Meute zu vermeiden.

Einschub: Was mir heute mal wieder deutlich auffiel: Während bei Lizenzrennen meistens wie an der Perlenkette gezogen durch die Kurven gefahren wird, kommt es bei Hobby- und Jedermannkriterien vor den Kurven oftmals zu einem Stau. Auf den Geraden fahren die Leute Tempo, bei der Anfahrt zur Kurve nehmen sie plötzlich immer raus. Nur dadurch überhaupt entstehen ja diese 2er- oder 3er-Reihen, durch die man nicht mehr die Ideallinie fahren kann und Tempo verliert. Und die Sturzgefahr steigt natürlich auch, denn man weiß ja nie, ob jemand von der Außenbahn zu scharf reinzieht, um den Fahrer auf der Innenbahn zum Bremsen zu nötigen, oder ob jemand von der Innenbahn plötzlich nach außen drängt. Dadurch würde ich schon generell sagen, dass die Sturzgefahr in Kurven bei Hobby- und Jedermannkriterien höher als bei Lizenz-Kriterien ist, obwohl bei Lizenz-Kriterien ja normalerweise ein wesentlich größeres Starterfeld um den Kurs rast. Und mehr Fahrer bedeutet normalerweise auch ein größeres Sturzrisiko. Ist das Tempo aber auch bei der Kurvenanfahrt so hoch, dass eine 1er-Reihe erzwungen wird, hat man relativ gesehen weniger Fahrer auf Strecke bzw. man hat keine Fahrer links und/oder rechts von sich, die irgendeinen Blödsinn anstellen könnten ;)

Wie dem auch sei: Generell wurde heute sehr sauber gefahren. Es gab keine wirklich heikle Situation und auch keinen Sturz. Wenn Kriterium immer so sauber gefahren werden würden, wäre das natürlich eine feine Sache. Es mag aber auch sein, dass der Rennverlauf zu dieser sauberen Fahrweise beigetragen hat. Denn kurz nach der ersten Wertung, die ich mir aufgrund des hohen Grundtempos und meiner schlechten Ausgangsposition schenkte, setzten sich zwei Fahrer ab. Ich war mir nicht sicher, wer genau, weil ich die beiden Trikots noch nicht kannte. Bei einem Fahrer dachte ich, dass es wohl Frank Hässelbarth im neuen Jenatec-Trikot sein könnte. Das bewahrheitete sich auch. Maik fuhr aber noch im Feld mit und der Abstand war auch nicht zu groß. Da wirklich gute Fahrer im Feld waren, dachte ich nicht, dass die Ausreißer wegkommen würde. In der zweiten Wertungsrunde waren die zwei aber immer noch vorne - und ich schenkte daher frühzeitig ab. Stattdessen spähte ich nach Maik, weil ich mir sicher war: Er würde die Wertung als Angriff nutzen und durchziehen. Mein Gespür war auch richtig, aber ich war nicht direkt an seinem Hinterrad. Da außer mir leider niemand gerochen hatte, was Maik vorhaben würde (obwohl das eigentlich eine Standard-Taktik von Maik ist), hatte ich also ein Loch zu ihm. Das wollte ich zusprinten, schaffte das bis zu Kurve 1 aber nicht komplett - und wurde dann von einem langsamen Fahrer ausgebremst, der wohl bei der Wertung schön reingehalten hatte und den wir daher jetzt erst aufrollten. Leider fuhr der nicht nur langsam, sondern auch etwas gedankenverloren, weil er die Ideallinie blockierte und mir somit den Weg zu Maik und einem weiteren Fahrer abschnitt. Ja, denn ein einziger Fahrer außer mir hielt seine Augen offen: Ein Teamkollege von dem zweiten Ausreißer, der sich als Marek Bosniatzki herausgestellt hatte. Also mal eben der Führende in der Champions-Wertung des Challenge-Magazins, der einzigen bundesweiten Jedermannrangliste so ziemlich aller Hobby- und Jedermannrennen.

Nachdem ich den langsamen Fahrer nach der Kurve überholen konnte, war das Loch zu Maik und seinem Begleiter leider schon zu groß für meine unterqualifizierten Beine. Zwei weitere Fahrer gesellten sich aber auf der Gegengeraden noch zu mir hinzu und einer machte auch gleich schön Dampf. Ich war schon mächtig am Kämpfen und verweigerte meinen Beinen den Waffenstillstand, den sie von mir einforderten, aber irgendwie biss ich mich an den beiden fest. Leider konnte ich dennoch nicht mehr die notwendige Qualität zum Tempo unseres Verfolgertrios beisteuern und der dritte Fahrer im Bunde schenkte sogar komplett ab. Gleich nach Kurve 2 kam das Feld dann auch schon wieder angerollt und da das recht flott ging, dachte ich noch, dass das Feld jetzt auch so flott weiterfahren und wir zumindest Maik und seinen Begleiter einholen würden. Aber wie schon bei der Attacke von Frank und Marek irrte ich mich. Das Feld nahm an Tempo raus und ließ das Loch größer werden. Hmmm ...

In der Folgezeit verschwanden alle vier Ausreißer aus unserem Blickfeld und das Rennen war mehr oder weniger gelaufen. Es war recht deutlich zu spüren, dass keine Einigkeit herrschte und sich das Feld nicht auf konsequente Tempoarbeit würde einigen können. Wie ich im Video sah, waren es dabei hauptsächlich immer wieder die gleichen zwei Fahrer, die dennoch für Tempo sorgten: Hans Dehler und ein Fahrer in blau-weiß. Sorry, das Trikot ist mir unbekannt, aber da das Starterfeld aus Fahrern aus ganz Bayern, Sachsen, Thüringen und sogar Hessen bestand, kann das natürlich schon mal vorkommen, dass man das ein oder andere Trikot eines engagierten Fahrers noch nicht kennt. Leider nutzte die Tempoarbeit der beiden nunmal nix, da der Rest des Feldes nicht so recht mitmachen wollte. Und wenn der Großteil des Feldes nicht mitmachen will, dann spare ich mir das natürlich auch, denn für wen würde ich denn dann Tempo machen? Für die Konkurrenz? Wozu?!? Zumal ich eh kein guter Tempobolzer bin.

Zwischendurch gab es noch ein paar vereinzelte Antritte, die aber alle im Keim erstickt wurden. Spannend wurde es erst wieder, als plötzlich eine "3er-Prämie" fürs Feld angekündigt wurde. Ich begab mich also von meiner Position am Ende des Feldes weg, wo ich wenigstens ganz sicher in 1er-Reihe durch die Kurve fahren und Kraft sparen konnte, weil ich mehr Tempo mitnehmen konnte, und arbeitete mich auf der Gegengeraden Stück für Stück nach vorne. Ganz vorne war ein Trio, dann mit kurzem Abstand ein weiteres Trio, dessen Ende ich selbst bildete. Das restliche Feld dahinter, aber stets mit kurzem Abstand. Nach Kurve 2 - der Kurs hatte übrigen nur 3 Kurven - wurden meine zwei Vorderleute plötzlich langsamer. Das hatte sich irgendwie schon bei der Anfahrt zu Kurve 2 angedeutet, aber da zögerte ich noch mit Vorbeifahren. Nach Kurve 2 aber musste ich reagieren. Die Ausgangssituation war dann nicht ganz optimal und mir fehlten am Ende auch ein paar Meter, um den Prämiensprint zu gewinnen, aber wie im Video erfuhr: Sowohl für Platz 1 als auch für Platz 2 gab es je 5 Euro. Ich hätte also eh nur den 2. Platz verteidigen müssen.

Nach der Prämie versuchte ich dann zunächst etwas weiterzufahren, auch wenn ich keinen Druck auf die Pedale bekam. Aber ich kurbelte zumindest engagiert weiter, immer in der Hoffnung, dass sich vielleicht doch nochmal eine Gruppe loslösen würde. Durch das hohe Tempo in der Prämienrunde hatte sich ja vielleicht sogar der Abstand nach vorne verringert? Ich drehte mich zwar schon einige Male um, ob das Führungsauto zu sehen ist, aber dem war nicht so. Und dann bestätigte der Streckensprecher sogar, dass wir den Rückstand durch die Prämienrunde verkürzt hatten. Aber das nützte alles nix, die ersten 4 Plätze waren weg - und ein weiterer Fahrer im Feld hatte Punkte. Es ging also doch nur noch um Platz 6 in der letzten Runde.

Tja, und da war das Tempo auf der Gegengeraden mal wieder einen Tick zu hoch für mich und ich konnte mich nicht weit genug vorarbeiten. Kurz vor Kurve 2 dann wieder dieses Phänomen, dass die Fahrer wieder viel zu früh den Anker auswarfen: STAU!!! Und leider hatte ich mich von dem hohen Tempo auf der Geraden täuschen lassen und nicht mit so einem Stau gerechnet. Spontan wählte ich die linke Seite, also die Außenbahn - und die wurde dann nach vorne dichtgemacht. Mein Vorderrad war nicht mehr frei und ich wurde zum Passagier. Der Schwung war weg und ich musste dann erst mal wieder Fahrt aufnehmen, weshalb ich auch bis zur Zielkurve nicht viel Boden gutmachen konnte. Und dann gab es einen Sonderfall von perfektem Timing: Um möglichst viel Schwung mit auf die Zielgeraden nehmen zu können, wollte ich die Außenbahn wählen. Innen staute es sich zu sehr. Leider war genau in diesem Moment ein überrundeter Fahrer im Weg und nahm an Aggressivität raus, weil es ja eh nur noch um die goldene Ananas ging. Auf der Zielgeraden dann das gewohnte Bild: Ich machte noch ein paar Positionen gut und wurde von niemandem mehr überholt, aber durch die schlechte Ausgangsposition ließ ich mir mal wieder die Butter vom Brot nehmen. Tja, das Problem mit dem hohen Grundtempo. Ist das Feld einmal voll auf Zug, komme ich nicht nach vorn. Und selbst wenn ich dann die Kurven theoretisch nutzen könnte, um Boden gutzumachen, ist das dann einfach Glückssache, ob einem die Tür zugemacht wird oder nicht.

Am Ende hatte ich noch einen Schnitt von 40,9 km/h auf dem Tacho, nachdem wir mit einem 42er-Schnitt losgelegt hatten. Wenigstens einmal in der Saison also über 40 km/h bei einem offiziellen Rennen. Der Top-Speed war mit 57,6 km/h 0,5 km/h niedriger als im Vorjahr, aber naja ... bei dem Gegenwind und der schlechteren Form war das ja dann doch ganz okay. Müsste der Prämiensprint gewesen sein. Mich würde ja mal interessieren, was für ein Tempo ich dort bei Rückenwind erreichen könnte. Letztes Jahr hatten wir glaube ich nämlich auch Gegenwind, auch wenn der nicht so stark war.

Es sprang offiziell Platz 9 raus, ich denke aber, ich war auf Platz 11. Aber was soll ich tun? Mich mit DIESEM Wettkampfgericht zu meinem eigenen Nachteil rumstreiten? Nö, da hatte mir die Geschichte vom Start für diesen Tag schon gereicht. Aber auch das muss gesagt sein: Der Veranstalter kann ja nix für die Wettkampfrichter. Und der Veranstalter hat hier wieder beste Arbeit geleistet. Absolute Top-Veranstaltung und dieses Jahr auch endlich mit einem angemessenen Starterfeld, obwohl wir die 30er-Marke noch nicht geknackt haben. Ich hoffe, dass das nächstes Jahr noch besser wird, denn das Kriterium ist einfach ein absolutes Highlight. Und wer da nicht mitgefahren ist, jetzt in den Rennkalender sieht und ähnliche Rennmöglichkeiten fürs restliche Jahr gänzlich vermisst, der ist ja selbst schuld: Ich hatte im Vorfeld mehrmals für eine Teilnahme geworben, weil solche Rennen einfach keine Selbstverständlichkeit sind. Bei den meisten Kriterien, an denen Hobbyfahrer teilnehmen dürfen, gibt es nur 15 oder 20 Runden auf einem 1-km-Kurs, Blumen für die Sieger und teilweise noch nicht mal Wertungen. Und zwei gratis Getränke für jeden Teilnehmer gibt es sowieso sonst nirgendwo. Speziell das ISO-Getränk hat nach dieser Anstrengung suuuuuuuper erfrischend geschmeckt!

In gewissem Sinne war das ja schon mein Saisonabschluss. Und mit so einem Saisonabschluss kann ich schon ganz gut leben. Es war ja generell wirklich eine miese Saison, ich war einfach nicht richtig wettbewerbsfähig. Mir fehlten die meiste Zeit über 2 km/h, die ich jetzt scheinbar sogar in den Beinen habe. Aber was nützt mir das jetzt? Sollte ich jetzt wirklich noch Form bekommen haben, wäre das einfach zu spät. Dass ich aber Form haben könnte, zeigt sich auch an meinem Drang nach KLETTERN. Ja, denn ich will jetzt mal einige Steigungen ums Pegnitztal herum in Angriff nehmen. Einige, die ich schon exakt 1x gefahren bin, einige, die ich noch gar nicht kenne. Dabei spule ich keine Trainingsprogramme ab oder suche Strecken, auf denen ich solche Trainingsprogramme gut abspulen könnte, sondern fahre einfach das, worauf ich Spaß habe. Und das ist gerade aus irgendeinem Grund Klettern, obwohl ich da in diesem Jahr trotz Carbonrads schlechter als die Jahre zuvor mit Aluminiumrad gewesen bin.

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