Im Vorjahr fuhr ich bei 5 Wertungen recht kontrolliert genügend Punkte ein, um erstmals in Bamberg auf Platz 3 zu landen. Ich hatte mir für das diesjährige Rennen eine Strategie zurechtgelegt, die sich gleich auf der ersten halben Runde zerschlug. Mein Start war so wie bei Mark Webber von der Pole Position in der Formel 1 - also richtig mies. Zunächst war ich überrascht, dass das übliche Signal "Achtung, Fahrer ab" nicht durchgesagt wurde, sondern jemand mit Pistole kaum zu hören "Auf die Plätze, fertig, los" sagte und dann schoss. Sind wir in der Leichtathletik? Dadurch startete ich schon etwas zu spät und war automatisch in der zweiten Reihe. Zudem kam ich dann auch nicht gleich ins Pedal, was mich weitere Positionen kostete. Das Unheil wurde perfekt gemacht, indem im Gegensatz zum Vorjahr oder auch Strullendorf vor einem Monat gleich wie bei der Feuerwehr losgefahren wurde!
Dadurch geriet ich früh in eine passive Rolle und konnte nur versuchen zu reagieren. Lukas gleich mit Christian Weiß vorne weg, mit etwas Abstand die Spitze des Feldes, in der ich die Hinterräder von Maik und Thomas gerade noch so erkennen konnte. Der Weg zu Maik war aber zu weit, also hing ich erst mal hinter Thomas rum. Maik schloss flott zu Lukas auf und ich hoffte, dass Thomas die wenigen Meter auch noch zufahren würde. Wir hatten immerhin noch nicht einmal 2 Runden hinter uns, also dachte ich, dass Thomas das Loch schon recht schnell schließen würde. Aber das war leider eine Fehlannahme. Er ging auch nicht aus der Führung, also musste ich doch die Brechstange auspacken und in den Wind. Eine Runde lang fuhr ich nun schneller als das Spitzentrio mit Lukas, Maik und Christian - das allein war eine Leistung, die ich so auch noch nicht hinbekommen habe. Aber der knappe 42er-Schnitt wurde dann am Ende der dritten Runde, als ich gerade an der Gruppe dran war, doch zu hoch für mich. Zumindest nach einer Runde komplett im Wind! Ein Prämiensprint stand an - oh ja, ein Prämiensprint! In Bamberg! Mal ganz was neues, dass uns erst eine halbe Minute vor dem Start gesagt wurde. Das bedeutete auch, dass es nur 3 Wertungen geben würde ...
Den Prämiensprint nutzte Maik leider wie gehabt zu einer weiteren Tempoverschärfung. Nachdem ich nach meiner Brechstangenrunde und ob des hohen Anfangstempos schon arg am Limit war, brach mir das mehr oder weniger das Genick. Ich hing gerade noch so an Christian dran, doch der explodierte dann zu Beginn der Gegengeraden. Ich musste also die bereits abgebrochene Brechstange erneut bemühen, aber beim Glockenzeichen zur ersten Wertungsrunde ging dann gar nix mehr. Ich musste Maik und Lukas ziehen lassen - und von hinten kam leider auch schon das bisher passiv fahrende Feld. Ausgerechnet jetzt wurde im Feld dann doch Tempo gefahren, nachdem man die beiden Top-Favoriten zunächst fahren ließ. Dadurch, dass das Feld jetzt Tempo fuhr, wurde sogar der Abstand zum Duo einigermaßen gehalten bzw. minimal verkürzt, aber für mich gab es in der Wertungsrunde natürlich nix mehr zu holen, nachdem ich mich beim Versuch aufgearbeitet hatte, mich doch irgendwie im Vergleich zum Vorjahr von der Platzierung her verbessern zu können.
Nach der ersten Wertung fuhr das Feld dann aber doch nicht konsequent weiter und mir war klar, dass das Rennen für mich schon sehr früh gelaufen war. Es kann einfach kein Ziel sein, erneut Dritter zu werden, wenn man im Vorjahr schon Dritter war. Man möchte sich als ehrgeiziger Sportler einfach ständig verbessern. Ist die Verbesserung nicht mehr möglich, lässt gleich die Motivation nach. Als dann in der zweiten Wertungsrunde zu Beginn ein gänzlich unbekannter Fahrer antrat, gab es keinerlei Reaktion im Feld. Mir war es aufgrund der fehlenden Motivation auch wurst, aber nachdem sich das Feld dann vor Bummelei so aufreihte, dass ich aus der dritten Kurve heraus hätte bremsen müssen, trat ich eben doch wie in den beiden Jahren zuvor zu einem "langen Sprint über zwei Geraden" an. Wenn sich die Möglichkeit für einen Sprint ergibt, findet man als Sprinter eben IMMER noch ein bisschen Motivation, auch wenn man ansonsten nur noch reichlich gefrustet am Feldende rumgurkt und in Selbstmitleid zerfließt ...
Der Sprint lief dann recht gut, obwohl ich schon vor der Zielkurve im Sprinter-Rückspiegel das Vorderrad eines Konkurrenten sah. Als ich auf der Zielgeraden antrat, sah ich beim Blick zur Seite auch wer der Konkurrent war: Armin Praml. Da war es also, das erste direkte Sprintduell mit Armin. "Almost one year in the making", wenn man so will. Ich hatte eine recht kleine Übersetzung gewählt, vielleicht nur 53/13, schätze ich. Durch den langen Sprint traute ich mir keine dickere Übersetzung aus der Kurve heraus zu. Das Tempo war ungefähr gleich, aber dann kam Armin doch noch etwas auf. Ich schaltete also schnell 'nen Gang runter und hoffte einfach, dass mich dieser Schaltvorgang nicht aus dem Rhythmus bringen würde. Ging aber alles glatt, hatte durch die neue Übersetzung doch wieder die notwendige Geschwindigkeit und sicherte die Sache mit einem Tigersprung ab. Also wenigstens 1 Punkt ...
Lustige/traurige Nebengeschichte: Als noch 6 Runden an der Tafel standen, erfolgte KEINE Glocke. Klaus und Christian sprinteten dennoch, aber hörten bei ihrem Sprint nur die verspätete Glocke ertönen. Christian fragte mich noch verwundert, was das denn solle - tja, was soll man dazu sagen? Die Regel ist ja eindeutig: Die Glocke ist entscheidend. Aber wie oft wurde diese Regel schon von der Wettkampfleitung ignoriert? Wie oft wurden schon Wertungen abgenommen, OHNE diese einzuläuten?!? Vor allem bei Hobbyrennen werden beim Glockenzeichen häufig Fehler gemacht. Ob die Wettkampfrichter sich bei Hobbyrennen wohl immer denken, dass das eine Art Pause wäre und sie sich einen genehmigen könnten? Man weiß es nicht ...
Jedenfalls sind wir am Ende doch genau 15 Runden gefahren, was mich für die Schlusswertung aus dem Konzept brachte. Da wir nach der 2. Wertung erst 3 Runden gefahren waren, überraschte mich das Glockenzeichen zur letzten Runde. Ich gurkte weiterhin unmotiviert am Feldende rum, als die Fahrer im Gegensatz zum Vorjahr plötzlich sofort voll antraten. Das Grundtempo war dann zu hoch, um vor der Zielkurve noch in eine brauchbare Position für den Schlusssprint zu fahren - also ließ ich ausrollen. Der Zieleinlauf war für mich aufgrund des gewonnenen Pünktchens ja nicht weiter relevant.
Es kam am Ende Platz 6 raus, was zwar eine schlechtere Platzierung als in den beiden Vorjahren war, aber mit 39,9 km/h konnte ich den persönlich besten Schnitt in Bamberg aus dem Vorjahr um 0,5 km/h verbessern. Einmal mehr bewahrheiteten sich also zwei Dinge: Zum einen sind Platzierung und Leistung zwei verschiedene Paar Schuhe, zum anderen ist das Leistungsniveau im Hobbybereich weiterhin ansteigend! Dadurch wird der Unterschied zur C-Klasse immer geringer, was den "Aufstieg" sicherlich leichter machen sollte - denn in der C-Klasse stagnieren die Geschwindigkeiten ja eher. Wobei ... in Vaterstetten hatten wir im Hobbyrennen einen 42er-Schnitt, die C-Klasse einen 40er ... also teilweise lassen die Geschwindigkeiten in der C-Klasse wohl sogar schon nach, während die Hobbyklasse immer rasanter wird. Da soll noch einer den sportlichen Wert von Hobbyrennen infrage stellen!
Das Video folgt wohl morgen. Beim nächsten Rennen habe ich noch keine Platzierung, also werde ich nicht schon früh geknickt sein, sollte es "nur" um Platz 3 gehen. Im Gegenteil! Jeder Podestplatz ist eine tolle Sache. Also somit ist gewiss: In Kulmbach werde ich kein Motivationsproblem bekommen, selbst wenn Lukas und Alex frühzeitig als Duo davonfahren. Hauptsache, ich kann aufs Treppchen! Und die Woche drauf steht mit Weißenburg ein weiteres neues Rennen an, bei dem die persönliche Messlatte ebenfalls noch nicht gelegt wurde. Da nehme ich die Leistung aus Bamberg doch gerne mit ...
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