Disclaimer - wenn man so will

In meinem Sport-Blog schreibe ich über meine Sporterlebnisse teilweise ernsthaft, teilweise aber auch mit überspitztem Humor - den Unterschied sollte man erkennen, wenn man mich persönlich kennt ;) Generell gilt: Wer die Dinge, die ich hier schreibe, zu ernst nimmt, ist selbst schuld ;)

Team 2019

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2019 fahre ich Lizenzrennen für RMV Concordia Strullendorf 1920 e.V. und ausgewählte Jedermannrennen

Sonntag, 4. August 2013

Effizienter 3. Platz in Bamberg

Gestern wollte ich in Bamberg eigentlich meine Beine für einen möglichen Start heute in Vaterstetten testen, aber dann machte mein Körper stattdessen mit irgendwelchen Eindringlingen herum. Leichte Probleme im Hals, Schwächegefühl - ich schien mir einen Infekt gefangen zu haben. Nach dem Mittagessen ging es aber etwas besser, der Ruhepuls war auch nur im Bereich von 5 Schlägen erhöht, also fuhr ich dennoch nach Bamberg. Aus irgendeinem Grund waren kaum Bremser auf der Autobahn unterwegs, wodurch ich so früh wie nie vor Ort gewesen bin. Konnte mich dann gleich ausführlich mit Bernd zusammen auf dem Kurs einrollen. Optimal, denn schließlich ist das Einrollen in Bamberg immer so eine Sache.

Nach einem Blick in die Startliste war mir schon Angst und Bange, aber auch einige erspähte Nachmelder sorgten dafür, dass ich einen Podestplatz schon abschrieb. Die Zielgerade wurde offenbar erst neulich neu gemacht, was sehr erfreulich war, denn die Zielkurve war ja die letzen zwei Jahre ganz schön holprig geworden. Bernd und ich versuchten auch gleich die Zielkurve ein paar Mal hart anzufahren, aber irgendwas war immer falsch. Die beste Geschwindigkeit, die ich am Kurvenausgang erzielen konnte, waren 41 km/h. Also wer sich da nächstes Jahr warmfährt, der kann das ja mal vergleichen. ;) Ich denke aber, dass die Elite-Fahrer an der Stelle locker 45 km/h haben.

Aber mal zu den illustren Namen, die sich eingefunden hatten. David Groß, Jan Scheibe, Sven Beck, Christian Weis, Christian Rose - das machte gleich 5 starke und in der Hobbyszene bekannte Sprinter. Und ich glaube, dass alle im Gegensatz zu mir auch schon Rennen gewonnen haben. David und die beiden Christians in diesem Jahr erst. Und so souverän, wie Christian Rose in Altenburg gewonnen hatte, ging ich davon aus, dass der Sieg nur über ihn gehen würde. Doch bevor ich mir ums Rennen Gedanken machen konnte, musste ich mir nach dem Startschuss des U19-Rennens erst mal Gedanken über mich selbst machen: Nach dem Einrollen ging es mir nämlich wieder schlechter. So ein schwächliches, kränkliches Gefühl - ich zweifelte, ob das wirklich richtig war, dass ich hier starten würde. Aber der Ruhepuls war ja eigentlich im grünen Bereich gewesen. Kurz vorm Rennen ging es auch wieder etwas besser, also galt die Konzentration dann erst mal (nach 40 km Warmfahren!!!) der Ansage der Wettkampfleitung: Wertung jede 3. (!) Runde - also insgesamt 5 Wertungen.

Okay, das würde heftig werden, das würde Action geben. Ich ging eigentlich mit dem Plan ins Rennen, die erste Wertung gleich mal sausen zu lassen, weil sich da bestimmt alle zerlegen würden. Als die erste Wertungsrunde eingeläutet wurde, schnappte ich mir aber das Hinterrad von Christian Rose, der aber mit Position 2 eigentlich schon zu weit vorne war. Das Feld mischte sich daher auf der Gegengeraden auch wieder durch und ich fiel einige Positionen zurück. Die Leute vor mir bummelten, links und rechts wurde überholt - das übliche Lied. Eingeklemmtes Vorderrad, keine Chance zu reagieren. Egal, dachte ich mir. Rum um die 3. Kurve - und plötzlich tat sich links doch eine Tür auf. Wunderbar, dachte ich mir, das habe ich in den letzten Jahren doch schon ein paar Mal gut ausgenutzt! Allerdings war da ein örtlicher "Gelegenheitstäter" dabei, der direkt vor mir wohl den gleichen Gedanken hatte. Er ging aus dem Sattel, trat entschlossen an und schoss in die Lücke rein. Ich wollte mich an sein Hinterrad hängen - und hing mich fast daran auf, weil er nach dem kurzen Antritt plöztlich bremste. Oder zumindest nicht weitersprintete. Tür zu, Schwung weg - und vorne rechts setzte sich die Herde in Gang. Okay, also war klar, dass ich die 1. Wertung doch nicht mitsprinten würde. In der Zielkurve konnte ich dann noch zusätzlich bremsen, weil die Leute mal wieder in 2er-Reihe durch die Zielkurve fahren mussten und dementsprechend langsam waren, aber jut ... ich hatte heute nicht viel Kraft, aber diese hatte ich zumindest bei der 1. Wertung schon mal sparen können. Ich würde sie aber auch noch brauchen ...

In Bamberg hatte ich als höchstes Stundenmittel bisher 39,9 km/h, die 40er-Marke wurde noch nicht geknackt. Auch die ersten 3 Runden wurden heute mit unter 40 gefahren, aber nach der 1. Wertung griffen gleich mal Sven Beck und noch jemand an. Ich glaube fast, das war Felix Rohrbach, der vor zwei Jahren schon mal dem Feld durch eine Attacke davonfuhr. Mit Ach und Krach konnte ich dranbleiben, ließ aber teilweise wieder etwas zu viel Abstand zum Vordermann, aber es hielt sich noch in Grenzen. Rechtzeitig zur 6. Runde, in der die 2. Wertung erfolgte, hatte das Feld die Ausreißer auch wieder gestellt und nach der 3. Kurve kam es dann zu einem Deja Vu: Der exakt gleiche Gelegenheitstäter wie bei der 1. Wertung war erneut vor mir und fuhr erneut einen 3-sekündigen-Schein-Sprint in die einzige vorhandene Lücke hinein. Danach bremste er wieder, was mir so auf den Senkel ging, dass ich mal laut werden musste. Aber wirklich was Böses kam mir nicht über die Lippen, ich schrie nur gefrustet "EIEIEIEIEIEI!!!", weil ich so eine hirnlose Fahrweise einfach nicht verstehen wollte. Wieso stößt man in eine Lücke hinein, nur um gleich darauf abzubremsen?!? Keine Ahnung, was sich dieser Fahrer dabei dachte, aber ich denke mal, dass er am Ende auch 0 Punkte hatte. Dabei hätte er einfach nur durchziehen müssen. Es war schließlich der richtige Ansatz, denn durch mein Schreien erschreckte ich ihn wohl und er fuhr zur Seite, wodurch er die eigentlich schon geschlossene Tür wieder für mich aufmachte - und dann tat ich das, was er einfach auch hätte tun müssen: Ich habe den Sprint eröffnet. Wieder mal mein Bauern-Trick, dass ich den Sprint schon vor der Zielkurve fahre. Und als ich mich der Zielkurve näherte, wurde es ganz schön knapp zwischen Christian Weis und mir, denn Christian schien unbedingt vor mir in die Zielkurve fahren zu wollen. Ich setzte mich aber durch, fuhr als Erster des Hauptfelds in die Zielkurve - und fuhr dort auf einen überrundeten Fahrer auf!!! Normalerweise sollte man eigentlich innen vorbeiziehen, denn wenn so ein Fahrer unverhofft nach außen zieht, dann hat man in Bamberg nur noch eine hohe Bordsteinkante, keinerlei Auslaufzone. Ich hätte aber einiges an Schwung verloren, wenn ich innen vorbeigezogen wäre, also dachte ich mir "Augen zu und durch!" - ich versuchte es dennoch außen, weil da eigentlich noch Platz war. Zum Glück behielt der überrundete Fahrer seine Linie auch bei, wodurch ich also heil vorbeikam und sogar von ihm profitieren konnte: Denn Christian zog innen an ihm vorbei, war also nicht mehr an meinem Hinterrad, sondern schon im Wind. Zu meiner Freude konnte ich den Sprint auch tatsächlich von vorne durchziehen und mir 5 Punkte für den Gewinn der 2. Wertung holen.

Danach gab es in einigen Kurven noch ein etwas nervöses Rumgeeiere einiger Fahrer, was zu verbalem Unmut, Bremsen und Ausweichen führte - einmal in der 1. Kurve, wo man aber zum Glück eine kleine Auslaufzone hat. Sven vor mir musste da einem langsamen Fahrer ausweichen, der seine Linie in der Kurve nicht gehalten hat, sondern weiter nach außen geeiert ist. Die Auslaufzone war hier wirklich Gold wert, denn ich war gleich an Svens Hinterrad. Sven hat natürlich die Erfahrung und Reaktionsgeschwindigkeit, um hier gleich das Richtige zu tun - und ich musste daher auch nicht bremsen oder sonst irgendwie den Schwung verlieren, weil vielleicht ein unentschlossener Fahrer vor mir überlegt, wie er sich in diese Situation nun am besten verhalten sollte. Gut, wenn man in solchen Situationen einen erfahren Fahrer wie Sven vor der Nase hat.

Die 3. und 4. Wertung ließ ich dann wenig spektakulär wieder aus, weil ich mich nach wie vor etwas geschwächt fühlte. Als das Tempo nach der 4. Wertung auf der Gegengeraden einzubrechen drohte, reagierte ich gleich mit einem Scheinangriff. Ich wollte auf gar keinen Fall, dass das Feld jetzt kurz vor der Schlusswertung in den Regenerationsmodus gehen würde, denn dann hätte sich mein Kräftesparen bei der 3. und 4. Wertung gar nicht gelohnt. Ich wollte wieder Zug ins Feld bringen, also setzte ich die halbgare Scheinattacke und konnte mein Ziel auch erreichen. Leider setze sich Felix wie eigentlich schon zu erwarten ab - zusammen mit einem weiteren Fahrer! Etwas ärgerlich, denn die beiden konnten sich etwas zu viel Vorsprung erkämpfen. Als wir zum letzten Mal um die 3. Kurve fuhren, setzte ich erneut zu meinem langen Sprint von vorn an und musste fast dafür bezahlen, weil mir in der Anfahrt zur Zielkurve hin die Beine einschliefen. Glücklicherweise stach aber dennoch niemand innen rein und ich konnte die Zielkurve heil als Erster des Feldes durchfahren - wieder mal mit Christian Weis an meinem Hinterrad. Zu meiner Überraschung konnte ich meine Position auch diesmal verteidigen, was mir 4 weitere Punkte sicherte. Etwas schade war jetzt sicherlich, dass Felix vorne nicht alleine weg war. Mit 6 Punkten wäre ich auf 11 gekommen und somit auf einen mehr als Felix, denn er punktete "nur" bei der Schlusswertung. Ein sehr effizienter 2. Platz, muss ich sagen - Hut ab! Ich selbst kam mit meinen 9 Punkten aber auch noch aufs Treppchen, was ebenfalls recht effizient gewesen ist: Ich bin ja nur bei 2 der 5 Wertungen mitgesprintet, die anderen 3 ließ ich aus. Der Sieg ging mal wieder an David, was ich aber gar nicht mitbekommen hatte - weil ich halt nur 2 Mal mitgesprintet war und er da jedesmal hinter mir war. Ich schätze mal, er und ich hatten einfach die exakt gegenteilige Strategie. Also er hielt voll in die 1., 3. und 4. Wertung rein, gönnte sich dafür bei der 2. Wertung wohl eine Pause. Ich hatte jedenfalls echt keinen Plan, wie der Gesamtstand war. Umso erfreulicher war die Überraschung, dass ich auf Platz 3 war, obwohl ich körperlich geschwächt war und so viele starke Gegner am Start waren.

Ach ja, noch ein paar Daten: Nach der 2. Wertungsrunde hatte ich auf der Gegengeraden einen Schnitt von 41,4 km/h aufm Tacho - unglaublich! Hätte ich in Bamberg nicht für möglich gehalten. Direkt nach der Wertung dürfte der Schnitt also sogar auf über 41,5 km/h gewesen sein. Bis zur 1. Wertung war der Schnitt aber noch unter 40 - da sieht man schon, dass die 3 Runden zwischen der 1. und 2. Wertung wohl die schnellsten Runden des Rennens waren. Im weiteren Verlauf hielten wir nämlich "nur" einen 40er-Schnitt - am Ende exakt 40,0. Das war zwar nur 0,1 km/h schneller als vor 2 Jahren, aber dennoch wurde die 40er-Marke endlich geknackt! Mein schnellstes Rennen in Bamberg bisher - und das gilt auch für meinen Top-Speed im Sprint: 58,0 km/h - 0,2 km/h mehr als im letzten Jahr. Die Jahre zuvor kam ich nicht mal auf 54 km/h. Das heißt nicht, dass ich plöztlich schneller sprinten kann als früher, sondern dass ich einfach eine bessere Tempohärte habe, denke ich. Früher konnte ich wegen des hohen Grundtempos meistens nicht mehr voll sprinten, weil die Beine schon zu weich waren. Jetzt hingegen scheine ich das schon besser zu verkraften. Es lässt sich also immer noch eine Entwicklung feststellen ;)

Vaterstetten musste ich aber weglassen. Fühlte mich einfach zu kaputt. Ich will meinem Immunsystem Erholung gönnen, damit ich nicht wegen eines Infektes zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt krank werde. Gleichzeitig habe ich seit Mittwoch mal wieder Schmerzen am Knie, diesmal wohl am Kniekehlenband. Trat bei einer super lockeren Laufeinheit auf. Ich versteh's immer noch nicht. Wenn ich schnell gelaufen wäre, okay - aber ich lief fast 2 Minuten langsamer als zuletzt bei meinen Laufeinheiten! Übertrieben hatte ich es also wirklich nicht. Mal sehen, wie lange das Kniekehlenband jetzt schmerzt und inwiefern mich das beim Radfahren behindert. Wenn es nicht weggeht, muss ich halt ... nein, nicht zum Arzt, sondern zum Physiotherapeuten. Das habe ich nämlich gelernt: Bei solche Problemen gleich zum Physio, denn die Ärzte wissen eh nicht, was die Schmerzen verursacht. Die sagen dann nur, dass man sich eine Zeit lang schonen soll. Aber so was sagt man doch keinem Wettkampfsportler ...

4 Kommentare:

  1. Hi Andy,
    hast in der Tat einiges wohl nicht mitbekommen, die erste und zweite Wertung hatte ich gewonnen, die dritte ging an dich, die vierte an mich und bei der Schlusswertung kam ich hinter dir an, hab den Christian noch bekommen vor der Linie...

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  2. Udo? Wohl eher David? ;)

    Also "meine" zwei Sprintrunden habe ich schon noch mitbekommen, keine Sorge. Bin nur bei der 2. und 5. Wertung mitgesprintet, also hast du dann vermutlich die 1., 3. und 4. Wertung gewonnen. Dann noch die 2 Punkte von der Schlusswertung, das machte 17 in der Endabrechnung. Im Video siehst du das dann auch nochmal. Die 1. Wertung hast du jedenfalls deutlich gewonnen, die 3. und 4. Wertung habe ich mir noch nicht angesehen, hab das Video bisher nur überflogen.

    Als nächstes wollte ich dann Meiningen schneiden ... und danach vielleicht schon Bamberg, weil Altenkunstadt und Strullendorf ganz unten auf meiner Liste stehen. Naja ... weißt schon ... "15 Karussellrunden AUF ENDSPURT" - ich mag ja "auf Endspurt" einfach nicht, zu wenig Action. Bamberg hingegen war doch heiß, oder? (Wow! Was für ein Wortspiel!) ;)

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  3. Ja, naja, dann hast du wohl in der Tat Recht, jedenfalls hab ich drei Wertungen gewonnen und musste vor der Schlusswertung nur noch vor Christian ins Ziel kommen. Oder jedenfalls keine 7 Punkte auf ihn verlieren was ja eh nicht mehr möglich war. Freu mich auf die Videos, danke! War sehr heiß ja, und auch wenns fast 3km/h weniger war im Schnitt als beim vorletzten Lauf in Kulmbach und nur 1/3 der Strecke, wars anstrengender... Alle 3 Runden is schon heftig, hat aber Bock gemacht auf jeden Fall.

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    1. Hehe, Rechenspiele während des Rennens - die fanden bei mir gar nicht mehr statt. Ich war mit den 5 Punkten schon mehr als zufrieden und dachte mir "okay, das sollte eigentlich schon für die Top 5 reichen - passt". Alles andere ließ ich auf mich zukommen, weil ich einfach zu schlecht drauf war. Vielleicht hat mir aber gerade das an dem Tag geholfen, denn wenn ich mitbekommen hätte, wie viele Fahrer da schon wie viele Punkte vor der Schlusswertung gehabt hatten ... oh je. Wenn die Punkte im Ergebnis nämlich wirklich so stimmen (die 8 bei Sven finde ich immer noch suspekt), war ich vor der Schlusswertung nur auf Platz 8. Unglaublich, wie eng das auf den Plätzen hinter mir zuging diesmal ...

      Ein Vergleich mit Kulmbach ist übrigens nicht zulässig, weil wir in Kulmbach ja ein größeres Feld haben. Da entsteht einfach ein völlig anderer Zug. Und Kulmbach hat ganz einfache Kurven, breite Straßen und ist tellerflach - in Bamberg muss man ja auf der Gegengeraden immer diesen "Berg" rauffahren. Letztes Jahr hat das richtig weh getan, dieses Jahr hingegen ging es an dieser Stelle sogar ganz gut bei mir. Naja, vermutlich waren meine Beine an dem Tag doch nicht ganz so schlecht wie ich mich fühlte ... aber diese ansteigende Gegengerade drückt den Schnitt im Vergleich zu Kulmbach auf jeden Fall von vornherein.

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