Eine Woche nach der Zollernalb(tor)tour in Albstadt, möchte ich noch einen kleinen Rückblick machen. Beginnen möchte ihn mit einem Bilderrätsel: In der Galerie von der 3. Etappe bin ich auf insgesamt 5 Bildern zu finden - dann sucht mal schön ;)
Beim Zurücksetzen des Tachos beim gestrigen Training fiel mir auf, dass ich am Sonntag einen Top-Speed von 59,5 km/h hatte, was aber nicht sonderlich aussagekräftig ist. Einen richtigen Sprint bin ich eh nicht gefahren. Der Speed wird wohl auf der langen Geraden erreicht worden sein, auf dem Weg "zurück". Die Gerade ging leicht bergab und wir hatten starken Rückenwind. Vermutlich hatte ich den Top-Speed dann bei meiner zweiten Attacke an eben jener Stelle, aber ich würde generell sagen, dass man an dieser Stelle locker über 50 km/h hätte fahren können, ohne großartige Probleme. Dass wir dann insgesamt nur einen Schnitt von 38,1 km/h hatten, verdeutlicht dann auch schon ein bisschen, was für ein Wind das am Sonntag gewesen sein muss. Man konnte in der Gegenwind-Passage so richtig schön verrecken, also Hut ab an die 3 erfolgreichen Ausreißer.
Die Organisation war prinzipiell top. Was mir nicht so sehr gefiel, waren die Transponder: Die musste man mit Kabelbinder am Rahmen anbringen. Da ich wegen der unterschiedlichen Etappen mit zwei verschiedenen Rennrädern am Start war, musste der Transponder also jedes Mal umgebaut werden. Es gibt ja verschiedene Zeitmesssysteme. In Schleiz hat man den Transponder immer vorne am Lenker, was aber auch eine Befestigung mit Kabelbinder ist. Kabelbinder ist für mich grundsätzlich die dämlichste Methode. Bei der "ganz bekannten Zeitmessfirma" hat man Transponder mit Klettverschluss, die man sich ans Bein bindet. Ich mag dieses "Ungleichgewicht" am Bein zwar auch nicht unbedingt, aber wenigstens könnte man das bei einem Etappenrennen unabhängig von der gewählten Rennmaschine nutzen. Am besten ist und bleibt aber das System, das in den letzten Jahren bei Tour de Hesselberg im Einsatz war: Kein Transponder, der das Systemgewicht stört, sondern ein dünner Streifen Aufkleber, den man auf den Helm klebt. Ein "Einweg-Transponder", wenn man so will. Das System funktioniert aber einwandfrei, auch wenn man natürlich zunächst Zweifel hat. Alle andere Firmen kommen halt mit ihren fetten Plastik-Transponder-Teilen daher, aber die Firma, die bei Tour de Hesselberg zuständig war, hat ein viel cleveres System entwickelt. Man spürt das Gewicht nicht, man muss nicht mit Kabelbindern rummachen - man muss nur darauf achten, dass man nicht plötzlich einen anderen Helm aufsetzt. ;)
Kurz vor Beginn der 2. Etappe erwähnte der Streckensprecher noch, dass wir uns für die 2. Etappe einschreiben müssten. Hoppala - diese Info war uns irgendwie entgangen?!? Und dann kam auch gleich die Frage auf: WO sollen wir uns einschreiben? Bei einem anderen Jedermann nachgefragt, schon ging unser Weg ins Festzelt. Vermutlich ist das jedes Jahr gleich, deswegen hat der Veranstalter das wohl schon als selbstverständlich vorausgesetzt und nicht auf den Hinweiszettel geschrieben, den wir bei der Startnummernausgabe erhalten haben. Da stehen nämlich eigentlich nur unwichtige Dinge drauf bzw. Dinge, die auch auf der Website schon erwähnt sind.
Die 2. Etappe verlief am Samstag urplötzlich anders als eigentlich geplant. Als wir die Strecke am Abend davor noch abgefahren sind, standen die Hinweisschilder mit dem Parkverbot für den folgenden Tag noch dort, wo die Etappe eigentlich entlang verlaufen sollte. In unserer Unterkunft hörten wir von der Cheffin schon, dass sich einige Bewohner wohl wegen der Straßensperrung aufregen würden. Auf diese Beschwerden wurde wohl reagiert. Ich finde das erbärmlich seitens der entsprechenden Bewohner, weil das bei Straßenradsport-Veranstaltungen einfach zu häufig vorkommt. Da soll eine Straße mal für ein paar Stunden gesperrt werden, schon muss man sich wie Tarzan auf die Brust klopfen. Aber was ist, wenn mal wieder 3 oder 4 Tage lang die Hauptstraße durch eine Ortschaft gesperrt wird, weil "Kirwa" ist?!? Da muckt niemand auf, da sind die Bewohner ganz ruhig und still. Es ist also weniger die Straßensperrung, die die Leute stört, als vielmehr der blinde Hass auf Straßenradsport. Bei der negativen öffentlichen Darstellung der vergangenen Jahre ja auch kein Wunder, dass engstirnige Geister im Straßenradsport ein Feindbild ausmachen. Vor allem in Albstadt kann man das nur als enttäuschend bezeichnen, denn es ist keineswegs so, dass nur eine einzige Straße durch den Ort führt. Es gibt dort schon fast mehr Straßen als Häuser. Umleitungen sind kein Problem und sein Auto kann man ruhig auch mal 2 Minuten zu Fuß von der Haustür entfernt parken. Ein bisschen Bewegung hat noch niemandem geschadet. Dabei ist die Zollernalbtour aber eigentlich doch ein Aushängeschild für Albstadt. Eine richtig tolle Veranstaltung, die sowohl Frauen-Teams aus dem lizensierten Bereich in den Ort und die Hotels bringt, die aber eigentlich auch Jedermann-Teams als zahlende Bewohner der Hotels und Pensionen nach Albstadt bringt.
"Eigentlich" - denn die Zollernalbtour ist auch leider ein typisches Beispiel für etwas, das ich schon vor einigen Monaten hier im Blog kritisch angemerkt hatte. "Kein Teamgedanke in der Jedermannszene". Wenn man den GCC zum Quasi-Synonym für "Jedermannszene" macht, dann sieht das natürlich anders aus, aber an alle GCC-Dauerfahrer da draußen sei nur mal gesagt: Seht in die Datenbank der Champions-Wertung des Challenge-Magazins. Da seht ihr dann, dass die Anzahl der GCC-Rennen, über die sich die GCC-Teilnehmer jeden Winter aufregen ("boah, soooo viele Rennen"), nur ein geringer Bruchteil der Gesamtzahl an Hobby- und Jedermannrennen in Deutschland ist. Und bei dem Großteil der Rennen gibt es nunmal keinen Teamgedanken. Natürlich gibt es bei den meisten Rennen auch keine gesonderte Teamwertung, aber die gibt es bei Lizenzrennen normalerweise auch nicht. Dennoch sieht man bei Lizenzrennen Teams am Start, die auch in der Regel für das Renngeschehen sorgen und ihre Fahrer vorne platzieren. Man braucht keine Teamwertung, um als Team fahren zu können. Aber für Albstadt war ja sogar eine Teamwertung ausgeschrieben - auf der Maxi-Distanz. Wieso also das Fehlen von Teams? Nur weil Albstadt nicht zum GCC gehört?
Vielleicht haben einige Teams, die letztes Jahr teilgenommen haben, aber schon gewusst, was kommen würde: Die kommentarlose Streichung der Teamwertung. So top die Organisation generell war, so enttäuschend war es auch, dass der Veranstalter die Teamwertung ohne Erklärung gestrichen hat. Anhand der Ergebnisse des Vorjahres nehme ich einfach an, dass das auch im Vorjahr so war. Nur wie gesagt: Auch ohne Teamwertung kann man als Team auftreten! Und da hätte ich gerade in Badem-Württemberg mehr erwartet. Es gibt da doch z.B. das Nattheimer Team, das bei Tour de Hesselberg immer so dominant mit seinen 20, 30 Fahrern aufgetreten ist. In Albstadt kein einziger Nattheimer am Start. Hmmm. Straßacker kommt einem bei Badem-Württemberg auch noch in den Sinn, aber auch deren schönes Trikot glänzte durch Abwesenheit. Hmmm. Das Trikot von Team Drinkuth hingegen war vertreten, sogar gleich zwei Mal - aber auf zwei unterschiedlichen Distanzen. Einer startete bei Light, der andere bei Maxi. Was Einzelstarts mit einem "Team" zu tun haben, das müsste man mir mal erklären. Wir hingegen waren mit 4 Fahrern auf der Maxi-Distanz am Start und brachten auch alle 4 ins Ziel. Nicht unsere Schuld, dass andere Teams erst gar nicht am Start sind oder es nicht mit mindestens 3 Fahrern ins Ziel schaffen. Das übliche Argument "das Rennen ist zu klein/kurz/leicht" zählte ja sowieso nicht. 150 Rennkilometer an 3 Tagen muss man erst mal durchstehen. Von 35 Startern auf der Maxi-Distanz gelang das nur 26 Leuten. Das Rennen ist, ähnlich wie der leider nicht mehr existierende Napoleoncup, ein wahres Juwel unter den Jedermannrennen. Solche Startmöglichkeiten - noch dazu zu diesem Preis (50 Euro für die 3 Etappen) - gibt es einfach viel zu selten. Man darf auch nicht vergessen, dass das ein RICHTIGES Rennen auf ABGESPERRTEN Straßen ist. Nicht solche Pseudo-Rennen wie die Transalp, wo man auf NICHT abgesperrten Straßen der Illusion eines echten Etappenrennens hinterherjagt. Wenn man wirklich mal ein echtes Etappenrennen fahren will, dann zählt die Zollernalbtour zu den ganz wenigen Startmöglichkeiten für Jedermänner.
Ach, ich habe schon wieder so viel genörgelt. Meine Stimmung ist nicht so gut, ist aber meine eigene Schuld, nur stehe ich dennoch zu den inhaltlichen Dingen, die ich jetzt erwähnt habe - weil die einfach wahr sind. Die Wahrheit ist aber häufig unbequem. Hat man also ein Problem damit, sollte man einfach selbst proaktiv für eine andere Wahrheit sorgen. Fertig.
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