Disclaimer - wenn man so will

In meinem Sport-Blog schreibe ich über meine Sporterlebnisse teilweise ernsthaft, teilweise aber auch mit überspitztem Humor - den Unterschied sollte man erkennen, wenn man mich persönlich kennt ;) Generell gilt: Wer die Dinge, die ich hier schreibe, zu ernst nimmt, ist selbst schuld ;)

Team 2019

Team 2019

2019 fahre ich Lizenzrennen für RMV Concordia Strullendorf 1920 e.V. und ausgewählte Jedermannrennen

Dienstag, 20. September 2011

GCC für Frauen?

Was ist das jetzt für ein Titel, mag man sich fragen. Als ich mir die Ergebnisse des einzigen GCC-Etappenrennens (Riderman) angesehen habe, begann die Ergebnisliste immer mit den Frauen. Und da fiel mir erstmals der Wald auf, trotz oder gerade wegen der vielen Bäume! Die Gesamtwertung las sich bei den Frauen nicht wie das Ergebnis eines Rennens, sondern eher wie das Ergebnis eines sehr langen Zeitfahrens, bei dem entsprechend große Zeitabstände zustandekamen. Was mir dadurch so richtig klar wurde: Die Frauen fahren beim GCC doch eigentlich nur "tote" Rennen!

Was macht den Reiz eines Rennens gegenüber eines Zeitfahrens aus? Natürlich der DIREKTE Vergleich mit der Konkurrenz! Man muss auch taktisch agieren und ein Rennen lesen können. Bei Attacken kann es zu Zweckgemeinschaften kommen - ob nun vorne oder im Hauptfeld. Oder eben auch nicht. Dann kann eine Ausreißergruppe schon mal recht flott enteilen und auch mehrere Minuten Vorsprung rausfahren. Es kann aber auch wieder alles zusammenrollen, dann gibt es einen Massensprint mit Sekundenabständen. Ein Rennen ist schlicht und ergreifend spannender, weil der Rennverlauf und somit auch das Ergebnis nicht so leicht vorherzusehen ist wie bei einem Zeitfahren, wo die üblichen Verdächtigen auch üblicherweise auf den üblichen Plätzen landen.

Beim GCC ist das zum Leidwesen der Frauen aber nicht der Fall. Sie verteilen sich auf die verschiedenen Fahrergruppen und wissen in der Regel nicht, wie die Rennsituation ist. Wie viele Fahrerinnen sind vor ihnen, wie sind die zeitlichen Abstände? Oder ist man vielleicht sogar die aktuell Führende?!? Man (frau) weiß es nicht! Und die Siegerin? Wie kommt sie ins Ziel? Wie die Siegerin? Oder doch eher wie eine scheinbar Geschlagene, die mitten im Hauptfeld nur noch in der breiten Masse über den Zielstrich rollt? Es wäre schließlich auch sehr merkwürdig, wenn man auf Position 30 oder 50 im Hauptfeld bei der Zieldurchfahrt die Arme heben und jubeln würde. Wäre es für die Siegerin aber nicht schöner, wenn sie ihren Sieg nicht erst bei der Siegerehrung, sondern schon bei der Zieleinfahrt feiern könnte? Wenn der Streckensprecher den Zuschauern auch sagen könnte "Hier kommt die Siegerin!" oder "Jetzt sprintet hier das Feld um den Sieg!"?!?

Wie attraktiv können die Rennen des GCC für Frauen in der aktuellen Form eigentlich sein? Es ist doch eher eine Art Gruppentraining, bei dem man ständig nur Kilometer "im Pulk" abspult, immer im Windschatten, immer nur in der passiven Mitfahrerrolle. Oder wie oft sieht man schon eine Frau bei der Tempoarbeit in einer Gruppe bei einem GCC-Rennen? Kann das alles in dieser Form wirklich erfüllend sein für die Teilnehmerinnen an den GCC-Rennen? Wenn man seine Konkurrentinnen erst bei der Siegerehrung zu Gesicht bekommt? "Oh, du warst also die Erste? Oh, und du warst also die Dritte ... nett euch beide kennenzulernen, ich wurde heute Zweite ... glaube ich?!?"

Da es beim GCC aber sowieso keine Gesamtergebnisse mehr gibt, sondern strikt nach Männern und Frauen getrennte Ergebnisse, wäre es doch eigentlich nur logisch, wenn man den Frauen auch ihren eigenen Block und somit ihr eigenes Rennen schenken würde. Und da es sich um Breitensportveranstaltungen handelt, bringt man die Frauen einfach gleich komplett bei der Kurzstrecke an den Start. Wobei von "kurz" beim GCC ja nicht wirklich die Rede sein kann. Die Kurzstrecken sind häufig zwischen 60 und 80 km lang. Für mich als Hobbyfahrer schon das oberste Limit, was ich an einem Tag an Rennkilometern fahren kann. Würde man also alle Teilnehmerinnen des GCC auf der Kurzstrecke versammeln, hätte man bestimmt auch ein großes Feld. Start 5 Minuten hinter den Männern, mit eigenen Führungsfahrzeugen. Der direkte Vergleich - und die Siegerin müsste auch mal die Nase in den Wind halten. Und lohnen wird sich das spätestens, wenn die Siegerin bei der Zieldurchfahrt die Arme hochreißen kann und vom Streckensprecher durchgesagt wird. Glückwünsche gibt es dann gleich nach der Zieldurchfahrt, wie bei Rennen eigentlich üblich.

Und wenn einer Fahrerin 60 bis 80 km dann doch zu kurz sind, sie sich also unterfordert fühlt, gibt es ja den lizensierten Frauenradsport als Steigerung. Und eine Steigerung muss es auf jeden Fall geben können. Wenn Breitensportrennen länger und somit auch härter als Lizenzrennen sind, dann würde im Radsport irgendwas schief laufen - aber das ist eine generelle Aussage, die nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer betrifft ...

4 Kommentare:

  1. Andy, Du weißt dass ich Deine Meinung schätze.

    Aber das ist leider etwas zu kurz gedacht. Nehmen wir das Beispiel Münster.

    Am Start auf allen Strecken ca. 200 Starterinnen, von denen ca 150 vermutlich auf eine 60-80km Strecke gehen würden.

    Selbst auf der 100km Strecke lagen zwischen der Siegerin und dem hinteren Drittel (Platz 74-97 mehr als 1h)- diese Spanne wird sich vergrößern, wenn keine Männer mehr im Feld sind.

    Zwischen den ersten dreißig Frauen auf dieser Strecke und den langsamsten 100 Männern lag... Du ahnst es... EINE Stunde. Allerdings zugunsten der Frauen.

    Will heißen: Selbst bei 5 Minuten auf die letzten Männerstartblöcke wäre die schnellsten Frauen nach spätestens 30-40min an den Männern dran. Davon abgesehen würden hier auch wieder Helfer für die Damen sich bewußt zurückfallen lassen, um die Mädels dann im Schatten des Feldes nach vorne zu fahren.

    Kontrollierbar ist das mit einem bezahlbaren Aufwand überhaupt nicht... die Veranstalter sind meist nicht mal in der Lage, das Gesamtfeld einigermaßen zu kontrollieren, geschweige denn ein ineinander fließendes Frauen- und Männerfeld.

    Die letzten Frauen würden allerdings auch so spät ins Ziel kommen, dass entweder wie z.B. in Münster mindestens die Hälfte der Frauen aus dem Rennen genommen werden müssen, um den Zieleinlauf der Profis nicht zu gefährden oder die Straßensperrungen müssten sehr weit ausgedehnt werden, was aus meiner Erfahrung nach nicht durchsetzbar und auch nicht finanzierbar ist.

    Und davon abgesehen: Es ist doch auch nicht normal, dass 60jährige mit 25jährigen aktiven Rennfahrern in einem Feld fahren, die haben doch auch Ihr eigenes Rennen verdient... wie viele Rennen und Blöcke willst Du machen?!?

    Und dann muss es auch flächendeckend Dopingkontrollen bei Jedermannrennen geben, denn sonst ist das ja auch nicht fair...

    Wenn wir wieder so anfangen, dass alles tot reglementiert und jede Leistungsklasse, Geschlecht und Alter ihr eigens Rennen bekommen müssen, weil erst dann der faire, sportliche Wettkampf da ist... dann wird es Jedermannrennen, genau wie die Lizenzrennen bald nicht mehr geben, weil sie schlicht nicht durchführbar sind.

    Warum lassen wir den Jedermannrennen nicht den Charakter, mit dem sie erfolgreich geworden sind: Jeder kann dran teilnehmen, die Hürde zum Teilnehmen ist nicht hoch (bürokratisch gesehen) und der Spaß an der eigenen Leistung und dem gemeinsamen Erlebnis Radsport steht im Vordergrund.

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    1. Holger, da habe ich ja aus Versehen ein paar Türen mehr bei dir geöffnet, als es mit diesem Beitrag (vor über einem Jahr, nebenbei bemerkt) beabsichtigt war. Es ging hier wirklich nur um die Frauen, die beim GCC immer einzeln gewertet werden, wie als ob sie ein eigenes Rennen hätten, was aber nicht der Fall ist. Ein Frauenblock wäre somit nur eine logische und vor allem sinnvolle Konsequenz. Ob dann manche Teams so lahm sind, dass sie irgendwelche Helfer 5 Minuten lang warten lassen, damit die sich dann ins Rennen der Frauen einmischen, das muss jedes Team für sich selbst entscheiden. Aber unser beider Meinungen sind sowieso sekundär, weil wir keine Frauen sind. Man sollte also einfach mal fragen, was die Frauen von so etwas halten würden - vor allem diejenigen, die keinen "persönlichen Windschatten" haben.

      Alles andere, was du hier ansprichst, habe ich mit meinem Beitrag gar nicht angerissen und das ist mir beim GCC auch egal, weil die Serie ja sowieso außerhalb meines Wirkungskreises liegt. Ich wollte nur eine Lanze für die Frauen brechen, weil die für diese hohen Startgebühren auch ein richtiges Rennen verdient haben, wenn sie denn schon von den Männern strikt getrennt gewertet werden. Nicht mehr, nicht weniger.

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    2. Der Artikel wurde nur gerade von einigen Damen Mich betrifft es schon, da ich unter anderem in die Organisation und Durchführung von genau diesen Jedermannrennen im GCC involviert bin.

      Und deshalb die Probleme kenne. Es gibt Jedermannrennen mit Frauenstartblöcken wie Berlin und Hamburg, dort aber aus dem entgegen gesetzen Grund, nämlich der Förderung des entspannten Fahren bei den Damen.

      Die anderen Themen waren beschreibender Natur um zu erläutern dass es leider bestimmte Limits gibt und es meiner Meinung nach zu einem erneutem Rennsterben führt, wenn es immer weiter aufgesplittert und reglementiert wird.

      PS: Auch die Alterklassen werden strikt getrennt gewertet... wäre nach Deiner Argemntation Grund genug für ein eigens Rennen... wo bitte soll das dann hinführen?!?!?

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    3. Auf die Altersklassenwertungen gebe ich ehrlich gesagt nicht viel. Daher gebe ich auch immer primär meine Gesamtplatzierungen an. Ist man bei einer AK-Wertung unter den ersten Drei, dann nimmt man die Siegerehrung natürlich dennoch mit, aber obwohl ich bei Tour de Hesselberg in der AK auf 3 und in Schleiz auf der "Hobby-Distanz" in der AK sogar auf 2 war, habe ich beide Rennen - wie hier im Blog links in der Spalte zu sehen - mit Platz 6 in meine Platzierungsübersicht eingetragen. Der Grund dafür: Wer gemeinsam startet, der soll auch gemeinsam abgerechnet werden. So habe ich es schon von Beginn an gesehen. An AK-Wertungen denke ich vor und während des Rennens nie, ich setze mir immer ein Rennziel für die Gesamtwertung.

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