Disclaimer - wenn man so will

In meinem Sport-Blog schreibe ich über meine Sporterlebnisse teilweise ernsthaft, teilweise aber auch mit überspitztem Humor - den Unterschied sollte man erkennen, wenn man mich persönlich kennt ;) Generell gilt: Wer die Dinge, die ich hier schreibe, zu ernst nimmt, ist selbst schuld ;)

Team 2019

Team 2019

2019 fahre ich Lizenzrennen für RMV Concordia Strullendorf 1920 e.V. und ausgewählte Jedermannrennen

Dienstag, 28. August 2012

Helmkamera - Pro und Contra

Ich habe scheinbar endlich eine Lösung für das "Beschlagungsproblem" meiner Helmkamera gefunden, drum nähere ich mich langsam einer Kundenrezension bei Amazon. Vorab wollte ich aber einen etwas anderen Blick auf Pro & Contra einer Helmkamera werfen. Bei meiner Kamera handelt es sich ja um die GoPro HD Hero 2, nur nochmal der Vollständigkeit halber.

Für mich als Radfahrer stellte sich zunächst die Frage nach der Art der Befestigung. Es sind einige Befestigungsteile mitgeliefert, aber sinnfreier Weise keinerlei Bedienungsanleitung für diese Teile. Die mitgelieferte Bedienungsanleitung beschreibt eigentlich nur den einfachen Teil der Kamera: Die Menüsteuerung inklusive der Einstellmöglichkeiten. Da diese in der Regel selbsterklärend sind, ist die Bedienungsanleitung für mich entsprechend nutzlos gewesen. Stattdessen soll man einfach mal etwas mit den mechanischen Befestigungsteilen experimentieren. Das fand ich schon mal nicht so toll ...

Zunächst einmal war es nicht so leicht, die Kamera von ihrer eigentlichen Befestigung zu lösen, denn sie kam nicht lose, sondern schon auf einem Präsentationssockel befestigt. Dieser Sockel scheint aber wirklich nur der Präsentation zu dienen. Falls dem nicht so ist, wäre es nicht schlecht, wenn so etwas in einer nützlichen Bedienungsanleitung stehen würde, was ja leider nicht der Fall ist. Auf der Website findet man unter Support übrigens auch keinerlei weitere nützlichen Hilfen zum Umgang mit den mechanischen Befestigungsteilen. Und die Kamera von dem Präsentationssockel zu lösen, war auch schon mal eine ganz schön große Hürde. Da rührte sich nichts weiter, die Kamera wollte sich scheinbar nicht ohne Gewalt abmachen lassen. Und wenn etwas neu ist, will man es ja nicht gleich kaputtmachen, also verzichtet man auf Gewalt. Nach einigem Hin und Her ging sie schließlich dennoch ab - und alles blieb heil. Puh, erst mal durchgeatmet ...

Danach stellte sich mir die Frage, mit welchem Befestigungsteil ich die Kamera nun an meinem Helm befestigen soll. Im Endeffekt wählte ich wohl das richtige Teile, eine Schlaufe für Helme mit Luftschlitzen. Nur wie sollte man das Teil dort genau befestigen? Es gab ja keine Bedienungsanleitung und ich hatte das entsprechende Befestigungsteil zum ersten Mal in meinem Leben in der Hand. Für die 300 Euro Kaufpreis ist das ein ganz schöner Bastelkasten, den man da ins Haus bekommt. Aber so etwas hatte ich eigentlich gar nicht bestellt, weil ich nicht gerne bastel ...

Schlussendlich hatte ich die Kamera doch auf dem Helm befestigt und testete mal eine Aufnahme daheim. Ging, der Winkel schien auch okay zu sein. Ich fuhr los, kam zurück und überspielte die Daten auf den PC. Erster Eindruck: Wieso filmt die Kamera ständig nur den Boden?!? Der Winkel war leider doch falsch. Ich habe dann die Befestigung etwas umgebaut und versucht, den Winkel etwas zu erhöhen. Das war nicht so einfach und die Kamera neigt auch dazu, während der Fahrt etwas nach vorne bzw. unten zu rutschen, was mir Sorge bereitete. Aber generell schien der Winkel nach dem Umbau okay zu sein, die weiteren Aufnahmen waren vom Winkel her zumindest nicht mehr so, dass man beim Betrachten der Videos ständig den Kopf heben wollte ;)

Ein weiteres Problem nach der ersten Aufnahme war das trübe Bild ab ca. 30 Minuten. Ich fand im Internet schnell heraus, dass viele Leute ein Problem damit haben. Das Gehäuse beschlägt durch die entstehende Wärme des Geräts. Es scheint ungefähr die häufigste Frage zu sein, die für diese Kamera gestellt wird: Wie verhindert man, dass das Gehäuse beschlägt? In den FAQs auf der Hersteller-Website fehlt diese Frage dennoch, dafür hat man dort einen Stapel Fragen, von denen ich mir unmöglich vorstellen kann, dass sie jemand stellen würde. Wenn das wirklich "häufig" gestellte Fragen wären, dann müssten die Käufer der Kamera schon selten dämlich sein. Ich denke eher, dass das ein paar banale Fragen und Antworten sind, die der Hersteller sich selbst ausgemalt hat. Dass die Frage nach dem Beschlagen des Gehäuses aber nicht auftaucht, sagt mir irgendwie, dass der Hersteller nicht wirklich auf die Fragen der Käufer einzugehen scheint. Stattdessen ignorieren sie diese Fragen und hoffen wohl, dass man das diverse Zusatz-Equipment der Kamera kauft. Da gibt es nämlich eine ganze Menge: Weitere Befestigungsteile, Ersatz-Akku - und irgendwelche Teile, die man ins Gehäuse legen soll, damit es nicht beschlägt. Wenn dieses Problem Standard ist, wieso legt man ein paar solcher Teile nicht gleich mit in die Verpackung? Kundenfreundlichkeit sieht anders aus ...

Im Internet fand ich jedenfalls verschiedene Theorien. Es gibt neben dem geschlossenen auch ein hinten offenes Gehäuse. Das scheint aber keine Lösung zu sein, also habe ich es gar nicht erst getestet. Ich sehe die Kamera während der Fahrt nicht, da ist es mir lieber, wenn sie rundum geschlossen ist. Es gab noch einen Tipp mit Reis im Gehäuse, aber das sorgte nur für mehr klappernde Nebengeräusche. Der entscheidende Tipp war dann ein Streifen Alufolie, den man auf der Rückseite ins Gehäuse tut. Sicherheitshalber etwas weiches Papier drunter, falls sich an der Alufolie Wassertropfen bilden sollten, damit sie dann vom Papier aufgesaugt werden. Das war aber scheinbar gar nicht nötig. Die Alufolie konzentrierte zwar scheinbar als neuer kältester Punkt im Gehäuse die entstehende Wärme, aber ohne Bildung von Wassertropfen. Ein simpler Streifen Alufolie also - und schon beschlägt das Gehäuse nicht mehr. Da hätte der Hersteller gleich einen fest eingearbeiteten Alustreifen in die Gehäuserückseite integrieren können. Aber da sieht man eben, wie der Hersteller gestrickt ist: Die wollen nicht nur die Kamera verkaufen, sondern auch lauter zusätzliche Dinge. Gewinnoptimierung nennt sich das. Verständlich aus Herstellersicht, aber ich bin nunmal der Kunde. Was wurde aus "Der Kunde ist König?"

Mit der Alufolie funktioniert die Kamera jetzt jedenfalls weitestgehend so, wie sie sollte. Nur Panoramaaufnahmen kann man leider vergessen. Die Kamera hat natürlich keinen Zoom. Wie sollte man den auch bedienen während der Fahrt? Aber der Standard-Zoom ist leider sehr mickrig. Ich würde sagen, das ist maximal 0.5 des menschlichen Auges. Objekte in der Ferne, z.B. ein großer Turm oder ein Greifvogel, erscheinen sehr winzig oder sind gar nicht mehr zu erkennen. Man kann also nur die unmittelbare Umgebung aufzeichnen, der Blick in die Ferne ist leider nicht ansatzweise mit der Realität zu vergleichen, was ich sehr schade finde. Es gibt einige sehr tolle Stellen in meinem Trainingsrevier, von dem aus man einen super Blick übers Land hat. Leider kann ich diesen Blick mit dieser Helmkamera nicht einfangen.

Nachdem ich jetzt Pro & Contra für meinen Verwendungszwecke abgearbeitet habe, noch etwas allgemeineres dazu. Auf einem Bild des GCC in Bremen habe ich jemanden gesehen, der scheinbar genau das gleiche Teil wie ich hatte. Aber wohl gemerkt: Das war nicht bei einem Einzeltraining, sondern bei einem Rennen!!! Um es vorwegzunehmen: Ich selbst würde bei einem Rennen niemals mit dieser Helmkamera fahren. Vielleicht mit einer anderen, die idealerweise nur ein Knopf wäre ;)

Die Kamera macht sich vom Gewicht her deutlich bemerkbar, weshalb man sich bei Rennen mit Höhenmetern ein unnötiges Handycap antut. Allerdings bewegt man auch seinen Kopf nicht so frei, weshalb ich die Kamera nicht einmal bei einem Gruppentraining tragen würde. Fährt man allein, ist das noch okay, aber in der Gruppe und speziell bei Rennen sehe ich hier eine potenzielle Gefährdung anderer Fahrer, weil Übersicht und Reaktion verschlechtert sein könnten. Man wendet den Kopf nicht so weit und nicht so schnell - und schon könnte es krachen, während man mit "normaler Kopffreiheit" vielleicht noch reagieren und ein Unheil verhindern könnte. Ich möchte auch nicht wissen, ob diese Kamera mit ihrem Gehäuse bei einem Sturz ein zusätzliches Verletzungspotenzial darstellt.

Das wären also meine Contras, wobei meine Sicherheitsbedenken vorrangig sind. Allerdings möchte ich mit einem Pro abschließen: Wenn Fahrer so ein Teil im Rennen tragen und das Video hinterher im Netz veröffentlichen, dann ist das eine tolle Sache. Ich habe mir vor allem die Helmkamera-Videos zum GCC in Schleiz angesehen und das half mir auch etwas bei der Vorbereitung auf die Abfahrt runter nach Railla, vor der ich ja ziemlichen Bammel hatte. Das Helmkamera-Video nahm mir die Angst aber zum Großteil. Und man kann sich eben die Rennstrecke ansehen, ohne dass man sie tatsächlich abfahren muss. Eine ähnliche Aufnahme, nur aus dem Auto heraus, fand ich für den Hesselberg. Ich konnte mir die Schlusssteigung daher ansehen und einprägen, was mir im Rennen natürlich super geholfen hat. Dadurch konnte ich mir die Kräfte nahezu optimal einteilen und am Ende auch die bestmögliche Platzierung holen, die für mich an dem Tag drin gewesen ist. Aufnahmen von den Rennstrecken selbst sehe ich mir also sehr gerne an und bin den Machern dieser Videos auch sehr dankbar. Ich hoffe halt, dass das nicht ihre Zielsetzung für die Rennteilnahme schmälert (falls sie auf Platzierung fahren wollten) und dass auch durch das Tragen einer Helmkamera kein Sturz verursacht wird. Solange alle heil bleiben, kann man sich über diese Aufnahmen freuen. Das Geschrei ist halt immer dann erst groß, wenn man doch etwas passiert ist. Hoffentlich bleibt das der Jedermannszene erspart, es gab dieses Jahr genügend tragische Stürze.

Samstag, 18. August 2012

Finito 2012

Am Saisonende gehe ich gerne noch mal auf eine Erkundungstour durch unbekanntes Gebiet, was natürlich von Jahr zu Jahr schwieriger wird. Nachdem ich bei den Anfahrten zu diversen Rennen entlang der A6 immer wieder einige Straßen und Hügel gesehen hatte, die ich schon immer mal mit dem Rennrad abfahren wollte, habe ich mich heute auf eine Strecke mit 86,5 km begeben. Erstmals bin ich im Einzeltraining also über 80 km gefahren! Und am Ende musste ich ganz klar sagen: Finito!

Es ist nichts mehr im Tank. Für meine Saisonabschlussfahrt am Hesselberg ging es gerade noch so, aber jetzt ist es wirklich übel. 130er Durchschnittspuls, 25er Durchschnittsgeschwindigkeit - auch wenn man meine normalen (bzw. guten) Werte nicht kennt und man auf die Schwierigkeit der Strecke Rücksicht nehmen sollte, so sollte man anhand dieser Werte dennoch gleich erkennen können, dass bei mir gar nix mehr geht. Also beginne ich jetzt meine 3-wöchige "Saisonpause", die gleichzeitig der ärztlichen Anordnung wegen meines Knies entspricht.

Vielleicht noch ein Nachtrag zu Hesselberg: 2009 hatte ich nach 80 km noch einen 43er-Schnitt. 5 km später brach ich ein und quälte mich 15 km zum Beginn des Schlussanstiegs - allein! Schnitt: Immer noch 41 km/h. Dummerweise hatte ich den Anstieg auch noch total unterschätzt und eierte dann mit einer Übersetzung von 39/21 hoch, weil ich dachte "Ach, das geht schon mit 21." Tja, ein nahezu epischer Irrtum. Wer den Hesselberg als Hobbyfahrer schon raufgefahren ist (unter Rennbedingungen, also nicht larifari, sondern mit möglichst viel Pepp - also idealerweise als Teilnehmer bei Tour de Hesselberg), der kann sich bestimmt vorstellen, dass 39/21 nicht die richtige Übersetzung für diese letzten 2 km ist. Oben angekommen hatte ich noch einen 39er Schnitt.

Als ich dann vor dem Rennen mal die Ergebnisliste des Vorjahres studierte, errechnete ich ungefähr einen 37er-Schnitt. Ich dachte also, dass ich das Grundtempo locker würde mitgehen können. So locker war es dann aber doch nicht. Auch ein Indiz dafür, dass ich schon nicht mehr in der besten Verfassung war. Keine Ahnung, mit welchem Schnitt wir unten ankamen - ich denke, irgendwas mit 39. Oben waren es dann ja noch 37. Ich war einige Sekunden schneller als die Siegzeit des Vorjahres. Aber von meiner Leistung 2009, die eigentlich gar nicht sonderlich gut war, bin ich dennoch ein Stück entfernt gewesen. Dafür konnte ich mit 39/28 wesentlich souveräner hochfahren, auch wenn es natürlich immer noch eine ziemliche Qual war. Diese Qual kommt im Rennvideo auch gar nicht rüber. Weder bei uns auf der 42er-Strecke, noch auf der 82er-Strecke. Sehe ich dann das lockere Finish und die entspannten Gesichtszüge bei Caroline Kopietz, die gleich direkt hinter zwei meiner Vereinskollegen ins Ziel kam, denen man wiederum die Anstrengung deutlich im Gesicht ansehen konnte, würde ich aber vermuten, dass Caroline bei weitem nicht so eine Qual empfunden haben muss wie die meisten Fahrer. Die wäre wohl am liebsten noch 10 Kilometer weiter bergauf gefahren. Das hat mich echt stark überrascht, hatte ich sie Anfang 2011 schließlich auch schon bei einigen Rennen gesehen, wo sie aber speziell an den Steigungen einen ziemlich schwachen Eindruck hinterlassen hatte. Vielleicht eine reine Formfrage. Ich komm ja auch erst ab Juni in Form, vorher fahren ich nur gnadenlos hinterher. Jedenfalls war Caroline bärenstark diesmal. Hammer!

Aber eigentlich wollte ich nur sagen: Der Hesselberg lief für mich deutlich besser als 2009, auch wenn es erneut eine Qual war. Und heute war es die letzte Qual der Saison. Es ging irgendwie ständig auf und ab. Rasante, kurvige Abfahrten, auf denen ich natürlich viel Bremsgummi verbrauchte, weil die nicht gesperrte Straße nunmal keine Rennstrecke ist. Bitte immer daran denken! Gilt auch für RTFs und Marathons!!! Ohne Streckensperrung ist es KEINE Rennstrecke und dann sollte man die Fahrweise vernünfterweise auch anpassen! Dieses Jahr gab es einfach viel zu viele tragische Unfälle auf nicht abgesperrten Straßen ....

Jedenfalls hatte ich schon recht früh, noch bevor ich nach Poppberg kam, eine super Panorama-Aussicht bei Troßdorf. Einfach nur herrlich. Die Unterriedener Autobahnbrücke war sehr imposant von unten anzusehen. Danach lag in einer dunklen, bewaldeten Abfahrt plötzlich ein abgebrochener Ast auf meiner Fahrbahnseite - aber kein Problem, ich sah ihn rechtzeitig und die Strecke war zum Glück gerade. Dennoch ist so was natürlich gefährlich. Komisch, dass der Autoverkehr den Ast nicht schon von der Straße gekickt hatte. Fiel der etwa erst kurz vor mir nach unten?!?

Hinter Raschbach ging es dann in eine richtig steile Rampe und zu Beginn fühlte ich mich sogar fast wie in Mittelerde: Riesige freigelegte Baumwurzeln inmitten von Gestein am Straßenrand und das Baumdach ließ es Nacht werden - echt gruselig! Aber beeindruckend. Bei Offenhausen wollte ich dann rüber nach Kruppach über eine vermeintlich geteerte Straße über den Hügel abkürzen. Okay, zunächst mal war das kein Hügel. Der Stöppacher Berg ließ grüßen. Ähnlich steil, vielleicht nicht ganz so sehr, dafür aber länger. Ich musste NICHT schieben! JUHU!!! Aber ganz oben fuhr ich plötzlich über ein Stück Feldweg und schien vorne schon Reifendruck zu verlieren. Zum Glück kam ich aber doch ohne Reifendefekt durch und durchfuhr bei der Abfahrt eine beeindruckende Serpentine, die irgendwer in den Hang gefräst hatte. Die Steigung rauf zum Deckersberg war dann eher Kinderspiel, aber es war auch die einfachste Variante. Die Abfahrt runter nach Happurg wollte dann scheinbar gar nicht enden - kann mich kaum an eine so lange Abfahrt erinnern. Als Anstieg sicherlich interessant, aber als Abfahrt im normalen Training eher uninteressant. Nur bei gesperrter Strecke wäre das was anderes ;)

Am Ende kroch ich möglichst flach zurück. Ich war dann schon langsam in dem Bereich, wo ich 5 bis 10 km lang die Schwäche kommen spüre - und bei 79 km machte es BOFF!!! Aber das war ja nur logisch, da meine Trainingsgrundlage nur bei etwas über 70 Tageskilometern liegt. Und das erklärt auch, warum mir die 82 km am Hesselberg einfach ein Stück zu lang sind. Was nützt es denn, wenn ich wie 2009 zu Beginn der letzten Runde einen super 43er-Schnitt habe und noch im Feld bin, dann aber beim Finish schon längst eingebrochen bin? Man sollte dort starten, wo man konkurrenzfähig ist. Das gilt für Distanzen und für die ewig Frage: Lizenz oder Hobby?

Donnerstag, 16. August 2012

Tour de Hesselberg 2012 - Nachbetrachtung

Nach dem Aus des GCC in Nürnberg hatte ich es ja schon gesagt: Tour de Hesselberg ist ab sofort das größte Jedermannrennen Bayerns. In anderen Bundesländern, speziell in den GCC-Bundesländern, würde man vermutlich über 82 km als Landistanz und 42 km als Kurzdistanz lachen. Dort wären 82 km eher die Kurzdistanz und eine A-Klassen-Distanz von jenseits der 100 km bilden dann die Langdistanz. Auch bei zusammen ungefähr 200 Startern würde man wohl eher lachen, weil alles unter 1000 als "kleines Rennen" gelten würde. In Bayern ticken die Uhren aber eben anders - und generell vernünftiger.

Sagen wir es doch mal klar, wie es ist: Wenn man so viel Zeit hat, um sich die Trainingsgrundlage für Rennen jenseits der 100 km zu erarbeiten, dann ist man kein Hobbyfahrer mehr, sondern schon Amateur - egal ob mit Lizenz oder nicht. Die angebotenen Distanzen bei Tour de Hesselberg sind somit wesentlich realistischer als beim GCC. Denn dort hat man teilweise Rennen über 70 oder 80 km, die als Kurzdistanz bezeichnet werden. Für Lizenzfahrer mag das gelten, aber für Hobbyfahrer kann das ja wohl kaum ernst gemeint sein! In Gesprächen mit den meisten Hobbyfahrern hört man schließlich immer wieder "Keine Zeit" als Argument, weshalb man nicht längere Rennen oder gar Lizenzrennen fahren kann. Ich kann es natürlich nachvollziehen: 60 bis 70 Kilometer sind meine Trainingseinheiten meistens lang. Das ist die Trainingsgrundlage, die auch die Marschroute für die fahrbaren Renndistanzen vorgibt. Man kann natürlich auch längere Distanzen in Angriff nehmen, würde aber ungefähr ab Ende der Trainingsgrundlage ziemlich einbrechen und dann nur noch wie ein Häufchen Elend Richtung Ziel eiern. Die Augen sind bekanntlich oftmals größer als der Magen, weshalb z.B. in Schleiz auch immer wieder Fahrer voller Begeisterung auf die 145er-Strecke gehen, dann aber nach 75 km total entkräftet vom Rad steigen. Bei Tour de Hesselberg orientieren sich die Renndistanzen deutlich realitätsnäher an den Trainingsumfängen von Hobbyfahrern. Es ist nunmal ein Rennen, das sich wirklich an Breitensportler richtet. Beim GCC hingegen richtet man sich an Amateurfahrer ...

Hier haben wir also auch schon einen großen Unterschied zwischen Bayern und "dem Rest der Welt" bzw. den GCC-Bundesländern: Jedermann versteht man in Bayern nach wie vor als Breitensport und Amateure sollen bei Lizenzrennen an den Start gehen. So meiden viele Lizenzfahrer in Bayern die Teilnahme an Jedermannrennen, weil ihnen so etwas peinlich wäre. Das muss es zwar nicht unbedingt sein, sind doch sowieso nur C-Fahrer startberechtigt. Aber so ist das eben in Bayern. Und aus Sicht eines Hobbyfahrers sehe ich dann auch kein Problem damit, wenn ein Jedermannrennen nicht durch notorische Aufstiegsverweigerer kaputtgemacht wird. Es sind weitestgehend nur solche C-Fahrer am Start, die bei Lizenzrennen nur hinterherfahren und mit denen man sich als Hobbyfahrer weiterhin auf Augenhöhe messen kann. Man kann länger und oftmals bis zum Ende mit der Spitze mithalten und muss sich nach dem Rennen nicht nur erzählen lassen, wie denn das "eigentliche Rennen" gelaufen ist. Insofern ist Tour de Hesselberg ganz gewiss kein "kleines" Rennen, sondern hat genau die richtige Größe.

Die vermeintlich geringe Teilnehmerzahl, die in Wirklichkeit aber nunmal die größte Teilnehmerzahl bei einem Jedermannrennen in Bayern ist (auch auf der Kurzdistanz mit ca. 70 Startern), ist also als vernünftiger zu bezeichnen. Das theoretische Limit würde wohl bei 300 liegen, glaube ich. Das ginge auch noch. Es verringert einfach das Sturzrisiko. Während man bei GCC-Rennen IMMER von den ganzen Stürzen hört, habe ich selbst gar keinen Sturz mitbekommen und nur ein Fahrer unseres Vereins berichtete davon, dass er in einen Straßengraben gedrängt wurde und dadurch zu Fall kam. Ansonsten gab es keine sonderlich nervöse Fahrweise oder gar starke Bremswellen, wie man sie in den überfüllten GCC-Feldern standardmäßig erleiden muss. Das heißt aber noch lange nicht, dass es hier und da nicht auch eng wurde. Enge Fahrweise gehört zu einem Radrennen eben dazu, das ist bei Tour de Hesselberg natürlich nicht anders. Aber: Es ist eben nicht ZU ENG, weil man aufgrund der Größe des Fahrerfeldes nicht ganz so sehr wie Sardinen in der Büchse zusammengepfercht fahren muss ...

Tour de Hesselberg war also das größte Jedermannrennen Bayerns 2012 - und ist in diesem Umfang auch goldrichtig! Als Veranstalter will man natürlich immer mehr Fahrer und somit mehr Startgebühren haben, aber aus Fahrersicht ist der Umfang der Veranstaltung wirklich optimal. Einzig das Fehlen einer Teamwertung auf der Kurzdistanz ist ärgerlich - und die seltsame Handhabe der Teamwertung auf der Langdistanz: Die schnellsten drei Fahrer eines gemeldeten Teams sollen gewertet werden. Schön und gut. Aber wieso werden dann der 4.-, 5.- und 6.-schnellste Fahrer des gleichen Teams auch noch gewertet und zu einem "Team 2" gemacht?!? Handelt es sich dabei um das einzige Lizenzteam im Fahrerfeld, dann kann es schon mal sein, dass die Nummern 4 bis 6 in der Endabrechnung vor dem eigentlichen drittstärksten (Hobbyfahrer-)Team liegen und diesem somit die Teilnahme an der Siegerehrung verwehren. Das ist nicht die Schuld des Lizenzteams, das ja nicht die Regeln macht, aber hier vermiest es sich der Veranstalter mit den Jedermannteams. Es macht den Platz auf dem Siegerpodest unnötigerweise enger als nötig und auf der Kurzdistanz gibt es generell keinerlei Anreiz für eine Teambildung. Dann fährt man eben nur alleine als Solist mit und überredet nicht extra noch 2, 3 weitere Fahrer zur Teilnahme. Der Veranstalter schneidet sich hier ins eigene Fleisch ...

Während es beim Thema "Teamwertung" also Verbesserungsbedarf gibt, läuft es bei Tour de Hesselberg ansonsten bestens. Vorerst zumindest noch. Denn es wurde gemunkelt, dass das Rennen zum letzten Mal durchgeführt wurde. Da ist Tour de Hesselberg nach dem Aus des GCC-Rennens in Nürnberg gerade erst zum größten Jedermann-Ereignis Bayerns geworden, zu dem Highlight der Jedermannszene in Bayern, da scheint sich die Hierarchie in Bayern schon wieder neu ordnen zu müssen. Sollte Hesselberg wirklich nicht mehr stattfinden, gibt es eigentlich keinen richtigen Nachfolge-Kandidaten. Cadolzburg mit 50 km Länge und auch um die 50 Startern wäre einer der Kandidaten, aber in Südbayern gibt es z.B. den Giro Elkofen, der wohl über ähnliche Teilnehmerzahlen verfügt. Leider findet das Rennen wirklich sehr weit südlich in Bayern statt und überschneidet sich zudem jedes Jahr mit dem Doppel-Wochenende Altenkunstadt/Strullendorf in Nordbayern, weshalb Elkofen sicherlich die notwendige Mischung an Fahrern aus ganze Bayern fehlt, um als die neue Nummer 1 durchgehen zu können.

Hoffentlich bleibt uns Tour de Hesselberg also erhalten, dann braucht man sich nicht zu streiten, welches Jedermannrennen in Bayern nun der Status Quo ist. Und irgendwie würde man auch fast den ungewöhnlichen Dresscode bei Tour de Hesselberg mit all den ärmellosen Trikots und Kniestrümpfen vermissen ... ;)

Dienstag, 14. August 2012

Gelungener Saisonabschluss am Hesselberg - Teil 2

Weiter geht es mit dem Rennbericht, nachdem ich das Video jetzt hochgeladen habe ...

Nach der gut überstandenen Startphase fuhr ich vor der ersten Abzweigung, die in die erste Steigung führte, gleich mal ganz nach vorn, um als Erster sicher durch die Kurve fahren zu können - und um meiner Rennstrategie folgen zu können. Gleichzeitig konnte ich mal wieder den Punkt "Aktuell Führender des Rennens" auf meiner To-Do-Liste streichen. Ich fuhr "kompetitiv" in die Steigung, um meine erste Belastung zu absolvieren. Bei einem Straßenrennen wie in Karbach würde das bei der ersten Steigung nicht gehen, da müsste man schon "voll drin" sein, aber bei Tour de Hesselberg kann man die Anfangsphase normalerweise gut nutzen, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Wie ich in Teil 1 schon schrieb, wird intensives Warmfahren überbewertet ;)

Ich riss aber natürlich nicht voll an, ich wollte nur für ein gutes Tempo sorgen. Das war ja meine Strategie. Bald fuhr dann zu meiner Freude auch gleich ein anderer Fahrer an mir vorbei - aber hinter ihm folgte niemand. Also erst mal an sein Hinterrad wieder ran, denn der Fahrer riss ebenfalls nicht an, sondern fuhr einfach nur ein schönes, "kompetitives" Tempo. Die Fans an dieser Steigung verdienten sich wie jedes Jahr den Preis für die beste Stimmung entlang der Strecke und als wir uns dem Ende der Steigung näherten, fuhr dann schließlich auch das Feld endlich vorbei. Das heißt: Zum Ende der Steigung kam dann doch noch der erhoffte Schwung ins Feld, den ich mit meiner Strategie verfolgte. Ich selbst ließ mich etwas zurückfallen und blieb natürlich auf der linken Seite - der starke Wind kam ja aus Osten, was an dieser Stelle rechts war. Bei einem kurzen Blick zurück sah ich dann, dass das Feld noch sehr groß war.

Kurz darauf kam die zweite Abzweigung und somit auch die zweite Steigung. Das war meine "Schicksalswelle" 2009 und ist generell so ein "komisches Ding": Ich bekomme hier meistens einen Knoten in die Beine und verliere mächtig an Boden. Kurz vor der Abzweigung konnte ich wieder fast nach ganz vorne fahren und fuhr ganz weit außen durch die Kurve - ich wollte bloß nicht riskieren, dass die Fahrer weiter innen irgendwelche Schlenker machen oder sonstigen Unfug treiben würden. Da hielt ich lieber Abstand, denn Straßenrennen kann man in den Kurven sowieso nicht gewinnen, sondern nur verlieren. In der Steigung selbst lief es anfangs noch planmäßig, aber ab Mitte der Steigung kam ein tüchtiger Zug ins Feld. Zahlreiche Fahrer zogen an mir vorbei und meine Beine waren bei der zweiten intensiven Belastung des Tages offenbar noch nicht richtig auf Betriebstemperatur. Zum Glück riss der Fahrerfluss nie ab, also konnte ich relativ ruhig bleiben und einfach mit meiner kleinsten Übersetzung von 39/28 fleißig weiterkurbeln statt etwas dicker schalten und kräftiger in die Pedale treten zu müssen.

Nach der Steigung wurde dann kurz durchgeatmet und ich überlegte mir, ob ich für eine erneute Tempoverschärfung sorge, weil der Abschnitt nach der Steigung in den letzten Jahren immer wieder einige Fahrer vor Probleme gestellt hatte und 2007 sogar die Vorentscheidung über den Rennsieg brachte. Ich musste mir das aber nicht länger überlegen, da das Feld automatisch wieder Zug aufnahm. Auch die Abfahrt nach Ehingen hinein wurde zügig gefahren, was meiner Strategie natürlich super entgegenkam: Das Tempo wurde an den Schlüsselstellen hochgehalten, aber ich musste nicht extra meine Nase dafür in den Wind stecken!

Die Abzweigung in Ehingen sorgte dann für etwas Verwunderung bei mir. Bei einem Kriterium knallt man hier in Einerreihe durch und auch 2007 sowie 2008 wurde hier immer wie bei einem Kriterium Tempo gemacht. Doch schon 2009 hatte sich das irgendwie geändert und diesmal war es ganz extrem: Fast in kompletter Fahrbahnbreite fuhr das Feld in 5er- oder 6er-Reihe durch diese Kurve. Das deutete auf ein niedriges Tempo hin, was nun nicht mehr ganz meiner Strategie entsprach. Ich fand das wirklich merkwürdig, weil das Tempo in der Anfahrt zu der Kurve noch ganz passabel war. Plötzlich aber wurde es langsam und auch hinter der Kurve blieb der Ziehharmonikaeffekt komplett aus. Vielleicht mag es am starken Gegenwind gelegen haben, dass vorne nicht aufs Tempo gedrückt wurde. Schade, denn mit Kriteriumsfahrweise hätte man bei diesem Gegenwind eine Windkante erzwingen können.

Eingeschlafen ist das Tempo deswegen aber auch nicht gleich. Es ging stets relativ zügig weiter. Wer genau bei diesem starken Gegenwind immer vorne das Tempo machte, weiß ich gar nicht, weil keinerlei "belgische Kreisel-Rotation" einsetzte und ich daher nie auch nur ansatzweise Richtung Führungsposition kam. Ein bisschen verwunderlich, wenn man bedenkt, dass es auf der 42er-Strecke keine Teamwertung gab und daher auch größtenteils Einzelstarter am Start waren. Da will ja normalerweise keiner zu viel im Wind arbeiten. Entweder gibt es dann kurze Führungswechsel oder das Grundtempo ist so niedrig, dass es ständig Attacken gibt. Das war aber irgendwie nicht der Fall, das Grundtempo wurde konstant auf einem solchen Level gehalten, dass niemand über Attacken nachdachte.

Es ging dann in die "Doppelwelle" rüber nach Röckingen. Dort vergaß ich dann, dass der Wind nun von links kam. Ich musste mich im Feld etwas zurückfallen lassen, um einen "Übergang" nach rechts zu finden, damit ich entsprechend windgeschützt bin. Dort angekommen, wollte ich gleich wieder nach vorne fahren, um ständig reagieren zu können. Der Grundgedanke war auch richtig, denn es setzte jetzt tatsächlich eine Attacke - und zwar gleich von ungefähr 10 Fahrern!!! In der ersten Steigung konnte ich gerade noch so dranbleiben. Markus schoss dann in der kurzen Zwischenabfahrt an mir vorbei und schrie mir zu, dass ich dranbleiben solle - aber meine Beine waren anderer Meinung. Ich wollte nicht overpacen und ließ die Angreifer ziehen. Die Welle war ja nicht allzu lang und danach folgte eine leichte Abfahrt und die Dreifach-Kurvenkombination in Röckingen. Dort wollte ich das Loch zufahren. Am Ende der Steigung war ich dann auch an der Spitze des restlichen Hauptfelds und machte gleich Dampf. Kurz vor der Kurvenkombi war ich schon fast wieder dran und erhielt auch Unterstützung durch einen weiteren Fahrer, der noch den Sprung in die Spitzengruppe bewerkstelligen wollte. Nach der dritten Kurven schloss ich die Lücke und konnte erst mal durchatmen, denn entgegen der mir bekannten Fahrweise wurde jetzt nicht weiter voll auf Zug gefahren. Aber auch wenn das Tempo nicht am Anschlag war: Das Feld war gesprengt!

Wir bogen dann ab auf die Straße Richtung Start in Gerolfingen und waren nun in der einzigen Rückenwind-Passage des Tages. Das Tempo war weiterhin etwas gedrosselt und beim Blick zurück war die zweite Gruppe, die zahlenmäßig vielleicht sogar noch als Hauptfeld zu bezeichnen war, gar nicht mal so weit hinter uns. So richtig klappte die Verfolgungsarbeit dort aber nicht, denn es kam dann plötzlich nur ein einzelner Fahrer angeschossen, der den Sprung zu unserer Gruppe noch schaffte. Der Rest konnte das eigentlich kleine Loch nicht schließen. Unserer Gruppe war nun auf fast 20 Fahrer angewachsen, die Verfolgergruppe war ähnlich groß. Ganz vorne hatte sich aber ein Duo abgesetzt. Falls ich es im Video richtig erkannt habe, so handelte es sich um Ingo Reichart (Team Sport Frey Allgäu) in weiß-grün und um Reinhold Burr. Das Loch war aber nicht zu groß und bei der Größe unserer Gruppe und wegen des starken Windes sollte das Unterfangen der Beiden zum Scheitern verurteilt sein. Ich machte mir zumindest keinen Kopf, hatte sie und das Führungsmotorrad ständig im Blick und vertraute auf die Gruppe. Okay, das war dieses Jahr in den meisten Fällen ein Fehler, aber diesmal war ich einfach davon überzeugt, dass die Gruppe die beiden Ausreißer wieder zurückholt. War jedenfalls eine tolle Aktion von den beiden. Wäre die Gruppe kleiner gewesen und meine Beine besser, dann wäre ich gerne mitgesprungen ;)

In der 2. Runde schienen dann die meisten aber schon in den Energiesparmodus zu gehen. An der zweiten Steigung hatte ich nicht wie sonst Probleme dranzubleiben, sondern fuhr meinen Stiefel ganz normal weiter und setzte mich dadurch etwas ab. Ich passierte Heiko Löb, der ebenso wie zunehmend mehr Fahrer von der 82er-Strecke zurückgefallen war, und zog meinen Rhythmus bis zur Kuppe durch. Dort atmete ich dann etwas durch und ließ das Feld wieder aufschließen. Kurz darauf eine Schrecksekunde: Zwei Positionen vor mir stürzte ein Fahrer fast, weil er das Hinterrad des Vordermannes berührte. Er reagierte aber gut und konnte sein Rad abfangen. Da das Feld, wie bereits erwähnt, nun im Energiesparmodus fuhr, war das eine fast schon typische Situation. Immer wenn es etwas ruhiger wird, sinkt auch die Konzentration und die Sturzgefahr steigt. Nach dieser Aktionen sollten aber alle wieder wach gewesen sein ;)

In Ehingen fuhr dann ein Fahrer vor der Abzweigung etwas vorne raus, was auch mein Gedanke war. Ich ging an ihm noch vor der Kurve vorbei und schaltete dann kurz in den Kriteriumsmodus. Bei dem starken Gegenwind wollte ich eigentlich abbrechen, weil ich einen Ziehharmonikaeffekt hinter mir nicht erkennen konnte. Nur ein einzelner Fahrer schloss zunächst zu mir auf. Aber der hatte kein sonderliches Interesse an einer Tempoverschärfung. Ach ja: Innerhalb dieser letzten Kilometer war ich glatt zwei weitere Male "Aktuell Führender des Rennens" ;)

Der Rest war dann aber 0815. Es passierte gar nix mehr. Auch nicht auf dem Abschnitt rüber nach Röckingen. Keine einzige Attacke mehr, nur noch die Ruhe vor dem Sturm. In Gerolfingen orientierte ich mich dann schon mal nach vorn, was genau im richtigen Moment geschah - denn einige Fahrer traten an. Ich ging gleich wie bei den Wertungsrunden in Kulmbach im Sattel mit und wollte erst mal drauf verzichten, aus dem Sattel gehen zu müssen, weil das stets unwirtschaftlicher als im Sitzen ist. Klappte so weit ganz gut, weil das Tempo auch nicht so lange hochgehalten wurde wie in Kulmbach bei besagten Wertungsrunden. In dieser Situation machten sich die Kriterien in Kulmbach also sogar bei einem Straßenrennen bezahlt ;)

Danach ging es in die Steigung und ich war vielleicht an Positione 6 oder 7. Anfangs hielt ich noch das Tempo der Fahrer vor mir, aber schon nach ungefähr einer halben Minute spürte ich, dass die Pace zu hoch für mich sein würde. Also ließ ich reißen und konzentrierte mich auf meinen Rhythmus. Ich rechnete wie in Schleiz damit, dass jederzeit weitere Fahrer an mir vorbeiziehen würden. Immerhin hatte ich am Ende von Runde 1 schon mal den Anschluss verloren und vorne waren um die 10 Fahrer, die offenbar besser klettern konnten als ich. Ach ja: Johann war plötzlich wieder auf der Strecke und fuhr mit dem Spitzen-Quintett mit - aber außer Konkurrenz. Am Ende von Runde 1 hatte er Defekt.

Neben den 5 Fahrern ganz vorn war noch ein sechster Fahrer ungefähr 10 Meter vor mir: Ingo Reichart. Der mutige Angreifer von Ende der ersten Runde. Er fuhr ungefähr die gleiche Pace wie ich, weshalb es stets bei diesen ungefähr 10 Metern Abstand blieb. Wie in Schleiz fuhr aber sonst niemand an mir vorbei. Ich drehte mich mal um und sah einen guten Vorsprung auf die nächsten Verfolger - einer davon war Markus. Das hat mich dann doch überrascht, da er zuvor im Rennen an den Steigungen einen wesentlich stärkeren Eindruck auf mich gemacht hatte. Er kam ja auch bei der Attacke am Ende der ersten Runde mit der Spitzengruppe durch, während ich den Anschluss verlor. Aber das ist auch die Faszination Radsport: Man hat starke und schwache Phasen - und weiß nie so recht, zu welchem Zeitpunkt welche Phase kommt. Markus hatte offensichtlich genau zum falschen Zeitpunkt eine schlechte Phase erwischt.

Ich selbst fuhr meinen Rhythmus und blieb ganz locker, weil ich mir den Anstieg in einem youtube-Video mehrmals angesehen hatte. Ich wusste also, wie lang es noch ist und dass vorerst Gleichmäßigkeit angesagt war. Ingo fuhr mir schließlich auch nicht davon. Von hinten kam dann nach 2/3 des Anstiegs aber plötzlich ein "Schatten" auf, den ich beim kurzzeitigen Blick in den "Sprinterspiegel" bemerkte. Karl-Heinz Boost von Booster-Bikes musste mit großem Energieaufwand das Loch zu uns beiden zugefahren haben. Er hielt sich nicht lange an meinem Hinterrad auf und zog an mir - und an Ingo (!) vorbei! Er wollte uns vermutlich gleich schocken und abhängen. Ich bemerkte an dieser Stelle das 300-Meter-Schild und fing an zu überlegen: Bergsprint über 300 Meter? Geht das? Bevor ich Karl-Heinz aber komplett davonstiefeln lassen würde, ging ich aus dem Sattel und legte langsam eine etwas dickere Übersetzung auf. Ich riss nicht an, sondern wollte gleichmäßig Fahrt aufnehmen - und ab ca. 250 Meter antreten. Gedacht, getan - aber beim 200-Meter-Schild pflanzte ich mich wieder. An Info war ich vorbei, aber ansonsten kam der Sprintversuch zu früh. Ich kurbelte dann nochmal bis ungefähr 100 Meter im Sitzen weiter, was aber auch okay war, denn Karl-Heinz schien vorne nicht mehr zulegen zu können. Ingo wurde von Zuschauern nochmal zum Sprinten animiert, was ich aber gleich als "mein Startsignal" nahm und erneut 4 (?) Gänge dicker schaltete. Vermutlich lag jetzt 39/21 auf. Jedenfalls näherte ich mich zügig Karl-Heinz, der seinerseits etwas nach rechts rüberzog. Ich wollte es gar nicht erst eng werden lassen und zog daher ganz weit nach rechts, um bloß keine Berührung mit ihm zu riskieren. Der Antritt kam zum rechten Zeitpunkt, denn Karl-Heinz konnte nicht kontern - und bei Zieldurchfahrt war mein Tank leer. Wäre ich 50 Meter führer losgefahren - ich weiß nicht, ob ich dann so eingebrochen wäre, dass Karl-Heinz doch noch hätte kontern können. Es war quasi eine Punktlandung für mich.

37,12 km/h zeigte mein Tacho bei der Zieldurchfahrt und ich konnte es kaum glauben, dass es für mich so gut lief. Die Beine waren speziell in der ersten Runde nicht so gut und ich hatte ja schon um die 10 Fahrer ziehen lassen müssen. Dementsprechend hatte ich kaum noch mit einer Top-Ten-Platzierung gerechnet, aber dass es dann sogar Platz 6 wurde - wow! Da fühlte ich mich ähnlich top wie in Schleiz. Wirklich schnell bin ich aber gar nicht mal geklettert, finde ich. Auf der 82er-Strecke wäre ich wohl irgendwo am Ende des Feldes gelandet und hätte mindestens 2 Minuten Rückstand auf den Sieger gehabt. So aber waren es nur 57 Sekunden Rückstand auf den Sieger und die Einstellung meines besten Ergebnisses bei einem Kletterrennen.

Und bevor ich noch eine Nachbetrachtung zu Hesselberg mache, hier das Video:

Montag, 13. August 2012

Gelungener Saisonabschluss am Hesselberg - Teil 1

Allerbestes Radwetter bei meiner Saisonabschlussfahrt: Blauer Himmel und jede Menge Sonnenschein. Aber auch eine ganze Menge Wind aus Osten. Vor dem Rennen war mir das erst mal egal, denn es zählte zunächst nur meine Strategie: In der ersten Runde an den Schlüsselstellen der Runde für hohes Tempo sorgen, um eine Selektion auf idealerweise unter 10 Fahrer zu erzwingen. In der zweiten Runde dann ebenfalls an den Schlüsselstellen immer wieder zu Attacken ansetzen, bei denen die verbliebene Spitzengruppe in 2, 3 Grüppchen geteilt werden sollte. Idealerweise ohne Kletterer ganz vorn, denn ich ging einfach mal davon aus, dass auf der 42er-Strecke nur Kletterer am Start sein würden, die im Flachen nicht schnell (genug) fahren könnten. Mit mindestens einer Minute Vorsprung auf die besseren Kletterer wollte ich dann in den Zielanstieg fahren.Aber sollte ich überhaupt in der Lage sein, das zu bewerkstelligen? Keine Form mehr, nix mehr auf der Spule - und Mitte der Woche auch noch von einem leichten Infekt geplagt. Die unmittelbare Rennvorbereitung wurde dadurch durchkreuzt und war alles andere als optimal.

Dann ging es bei der Startnummernausgabe schon los: Johann bekommt gerade seine Nummer. Hatte Bianca nicht gesagt, dass Johann auf einer Radtour wäre und deswegen nicht mitfahren könne? Na gut. "Du fährst natürlich die 82, oder?" - "Ne, ich fahr bloß die 42." Äh, ja ... wieso das? Tja, Johann hatte tags zuvor einen Triathlon. Bei seiner Qualität war mir aber dennoch gleich klar: Platz 1 kann eigentlich nur an Johann gehen. Beim Warmfahren begegnete mir auch noch Markus Billner, der nicht zuletzt durch seinen 14. Platz in Cadolzburg schon unter Beweis gestellt hatte, dass er ein besserer Kletterer ist als meine Wenigkeit. "Du fährst die 82?" - "Nein, ich fahr diesmal nur die 42." Okay, also ist auch Platz 2 für mich nicht mehr drin, denn unter Normalumständen schätze ich Markus am Berg ganz klar stärker ein als mich. Zum Glück besteht so ein Siegerpodest aus 3 Stufen ...

Vor dem Start fand ich in der Nebenstraße, wo wir 42er uns aufstellen sollten, dieses auffällig pinkfarbene Trikot von Heiko Löbs Team Expresso - White Star. Aber nicht das Trikot von Heiko, sondern von seiner Frau Monique. Heiko wollte ja die 42 fahren - aber siehe da: Heiko fährt als Sprinter die 82 km!!! Wieso das?!? Na ja, es waren halt zwei Prämiensprints ausgeschrieben. Allerdings hätte ich mir da keine Hoffnung gemacht, hat man es schließlich mit Lizenzfahrern zu tun, die ihre Anfahrer dabei haben. Die Prämie konnte eigentlich nur an einen Fahrer von Voba Nattheim gehen - doch das war dann gar nicht mal der Fall. Ein anderer Fahrer, dessen Trikot aber auch mehrere Fahrer trugen, was mir so auffiel, konnte den Vobas die Prämie stibitzen.

Aber zurück zu "meinem" 42er-Rennen. Gleich am Anfang hatte ich zum ich-weiß-nicht-wie-vielten Male diesen einen Fahrer vor meiner Nase, der am Start nicht ins Klickpedal kommt und dann vergisst, dass man auch ohne eingeklicktes Pedal erst mal weitertreten kann. Zum Glück bin ich sowieso total relaxed angerollt, weil es sich ja schließlich um kein Kriterium handelt - und auch nicht um ein "Verfolgungsrennen" wie letztes Jahr beim GCC in Nürnberg, wo ich erst mal 10 km vom "Startblock der Verdammten" wie in der Schlussphase eines Rennens nach vorne preschen musste, um endlich das Führungsfahrzeug vor der Nase zu haben. Nein, ich konnte locker bleiben, hatte selbst noch gar nicht eingeklickt und musste auch nicht anhalten, wie z.B. in Wartenberg 2011. Alles ganz easy, alles ganz locker. Danach wollte ich auch nicht panisch nach vorne preschen, bis zur ersten Steigung wollte ich mich einfach nur locker einrollen. Okay, auch vor dem Rennen bin ich immerhin 8 Kilometer locker rumgegurkt, aber wirklich nur ganz locker. Intensives Warmfahren wird überbewertet - ernsthaft. Schon in Werneck hatte es mir nix geschadet, dass ich vor dem Rennen nicht mehr so intensiv gearbeitet habe wie die letzten Jahr über ... weil man mir immer wieder sagte, dass man schon vor dem Rennen intensive Belastung braucht, damit man im Rennen auch gleich "da ist" ...

Ich kam jedenfalls recht locker weg, bemerkte dann aber, dass der Fahrer vor mir einen "falschen" Lenker hatte: Das war KEIN Rennrad! Also flott an diesem Fahrer vorbei und mit dem zusätzlichen Schwung gleich dorthin gefahren, wo man eben fahren sollte: Unter den ersten 10 bis 20 Fahrern. Insgesamt waren wir übrigens um die 70 Fahrer, schätze ich. Auf der 82-km-Distanz dürften es bestimmt 120 bis 130 Starter gewesen sein - aber viele Fahrer haben das Ziel heute gar nicht erreicht. Da online keine offizielle Startliste mit all den Nachmeldern abrufbar ist, kann man also nur spekulieren, wie viele Teilnehmer Tour de Hesselberg dieses Jahr tatsächlich an den Start gelockt hatte, aber eins ist klar: Wie ich nach dem Aus des GCC in Nürnberg schon schrieb, so ist Tour de Hesselberg jetzt das größte Jedermannrennen Bayerns! Das soll keine Bewertung sein, sondern ist einfach nur eine Feststellung anhand der Teilnehmerzahlen. Insgesamt waren es bestimmt über 200 Fahrer - da kann kein anderes Jedermannrennen in Bayern mithalten!

Bevor dieser Blog-Eintrag ähnlich wie mein Eintrag zu Werneck wieder Ausmaße wie die ausführlichen Erlebnisberichte auf meiner Sport-Website annimmt - denn es gibt wirklich einiges zu erzählen, Tour de Hesselberg 2012 war wirklich ein Erlebnis - werde ich an dieser Stelle nur mit einem Cliffhanger enden: Es scheint so, als ob nach dem Aus des GCC in Nürnberg gleich im nächsten Jahr die Beerdigung des letzten Jedermannrennens in Bayern erfolgen könnte, bei dem eine dreistellige Teilnehmerzahl erreicht wird. Beim GCC würde man dreistellig als Flop bezeichnen, dort sind vier- und sogar fünfstellige Teilnehmerzahlen zu erreichen. Soll man jetzt deswegen eine Diskussion darüber führen, wieso die Jedermann-Landschaft in Bayern so völlig anders als in den GCC-Regionen des Landes ist? Nein, denn eine solche Diskussion führt doch eh zu nichts. Was es aber mit dem möglichen Aus von Tour de Hesselberg auf sich hat, das erfährt man in Teil 2 ...

Mittwoch, 8. August 2012

Unerwartetes Highlight in Werneck

Im Winter gehörte Werneck gar nicht zu meinem Rennkalender, weil da scheinbar noch kein Hobbyrennen beim Kriterium geplant war. Normalerweise wollte ich für Kriterien maximal 150 km fahren dieses Jahr, aber dann sah ich plötzlich diese Ausschreibung für ein 34-km-Kriterium. Mehr als 30 km? Für Hobbyfahrer? Hmm ... da kann man ja eventuell mal etwas über die 150-km-Grenze gehen ...

Das Wetter war bestens und ich einer der auf dem PDF-Flyer ausgewiesenen Parkplätze war früh morgens noch schön ruhig. Der ursprüngliche Start um 11:45 Uhr war wegen des eingeschobenen U19-Rennens sogar auf 12:15 Uhr verschoben, womit man zwar gegen den Trend des Jahres angeschwommen ist, aber für uns als Fahrer ist so etwas natürlich alles andere als schlimm. Umso relaxter konnte man sich langsam aufs Einrollen vorbereiten.

Mit der Zeit sah man auch schon immer mehr bekannte Gesichter und es ging auf eine Runde, die ich mir über Google Maps ausgeschaut hatte. Die verlief nicht ganz so wie erwartet, war aber unterm Strich schon noch okay. Alles in allem wollte ich mich eh nur locker einrollen und nicht wieder diese übertriebenen intensiven Warm-Ups machen, die man vor einem Kriterium eigentlich machen soll. Schon in Kulmbach hatte ich in den letzten Wochen darauf verzichtet - und keinerlei Nachteil dadurch festgestellt.

Bereits vor dem Rennen hatte ich erleben dürfen, dass eine enge Sprintentscheidung per Zielkamera ausgewertet wurde - und zwar nur wenige Sekunden nach dem Sprint! Das passte zu einer auch ansonst rundum perfekten Organisation durch den TSV Werneck. Und ja, ich meine es so: Die Organisation war PERFEKT!!! Besser kann man es bei einem Kriterium eigentlich nicht machen. Und der schlicht Einsatz einer einzigen Zielkamera hat auch die menschlichen Fehler beim Erkennen und Notieren der richtigen Reihenfolge bei den Wertungen eliminiert - was zu einer Beruhigung der Fahrer schon vor dem Start führt. Denn: Man weiß, dass man auf einen Protest wird verzichten können. Das Ergebnis würde korrekt sein ...

Schließlich ging es dann mit der besten Besetzung eines Hobbyrennens in Bayern los, die ich bisher erlebt hatte. Klar, der ein oder andere Name fehlte zwar noch, was teilweise an Krankheit lag oder eben auch an der großen Entfernung für Fahrer aus Südbayern, aber davon abgesehen war vor allem der Anteil an starken Sprintern noch nie so hoch gewesen. Der obligatorische Kampf um Platz 2 versprach also einiges an Spannung.

In der ersten Wertungsrunde riss das Feld schon auf der Gegengeraden in zwei Teile. Ich hatte leider den falschen Zug erwischt - den Bummelzug. Dort war aber mit Thomas Schmalz auch der Zweite des Vortages in Bamberg. Ich saß also nicht allein im falschen Zug, sondern war in guter Gesellschaft. Nach der Wertung rollten beide Gruppen aber wieder zusammen, nur Maiks Edelhelfer Klaus verabschiedete sich überraschenderweise. Jan Scheibe hatte am Start bereits großes Pech: Kettenriss ...

Eine Runde später kam ein zu erwartender Angriff von Maik, auf den natürlich niemand reagierte. Ich wollte nach meinem erfolglosen Nachsteigen tags zuvor in Bamberg auch nicht reagieren, sondern nur mitrollen. Dann griff aber mit etwas Verzögerung auch Thomas an. Ich zögerte einen kurzen Moment, weil ich ja eigentlich nur im Feld mitrollen wollte. Aber ich sah dann auch, dass erneut niemand im Feld auch nur zuckte - und so war ich es eben, der zu zucken begann. Ich stieg Thomas also hinterher und kam bis auf 10 Meter an ihn heran. Und jetzt sollten 2 "sonderbare" Runden folgen ...

Thomas kam an Maik nicht ran, aber ich konnte den Rückstand auf Thomas konstant halten. Schneller fahren konnte ich aber auch nicht, also quälte ich mich 2 Runden lang im Wind 10 Meter hinter Thomas herum. "Nur" 10 Meter, sollte man denken - aber Thomas nahm leider nicht kurz raus, obwohl das Feld hinter mir immer weiter zurückfiel. Und das war das Interessanteste: Tags zuvor hatte Klaus das Feld noch versucht zu bremsen, aber stattdessen führte er es eigentlich nur an mich heran. Heute bremste sich das Feld ohne Klaus selbst viel besser aus! Man kann jetzt spekulieren, was in Bamberg gewesen wäre, wenn Klaus nicht die Speerspitze des Feldes gebildet hätte. Interessant finde ich es aber auf jeden Fall, dass ich mich endlich mal (wieder) bei einem Hobbyrennen erfolgreich vom Feld lösen konnte.

Man muss aber auch sagen, dass ich trotz des Leidens während dieser 2 Runden irgendwie dennoch einen "kompetitiven" Tritt gefunden hatte. Eine Runde vor der Wertungsabnahme war ich dann auch an Thomas dran und er wollte gleich, dass ich die Führung mache, aber ich rief ihm zu, dass ich gerade nicht kann und erstmal kurz durchatmen muss. Thomas führte also über Start/Ziel, wir bekamen mit ca. 5 Sekunden Vorsprung aufs Feld die Glocke und nach der ersten Kurve übernahm ich auf der Gegengeraden die Führung. 5 Sekunden zu Rundenbeginn sind eigentlich nicht viel, wenn ein Feld auf der Jagd ist - aber genau das war ja das, was Thomas und mir heute half: Das Feld war sich zu uneinig und konnte sich nicht auf eine Jagd einigen. Dadurch kamen wir durch und ich sagte nach der Zielkurve noch zu Thomas "Komm, zieh durch, nimm die 3 Punkte". Immerhin hatte er die Attacke gestartet und während unserer kurzen Zusammenarbeit 2 Geraden lang geführt, also macht man sich in so einer Situationen keinen Feind, sondern einen Freund und überlässt die 3 Punkte kampflos. Man selbst kann sich ja noch über 2 Punkte freuen, was nicht der Fall gewesen wäre, wenn wir uns dann uneinig geworden wären und uns das Feld übersprintet hätte. Und wie gesagt: Gute Sprinter waren da heute viele vertreten!

Mit den ersten 2 Punkten im Gepäck konnte ich dann langsam wieder etwas durchatmen. Diese verrückten 3 Runden waren nicht ohne: Der Tacho zeigte einen Schnitt von über 41 km/h an! Dabei fingen wir die ersten 4 Runden recht verhalten mit unter 40 km/h an. Huiuiui, da müssen Thomas und ich während unserer Flucht aber tatsächlich ganz schön flott unterwegs gewesen sein! Okay, für Lizenzfahrer wäre das vielleicht nicht flott, aber für meine Verhältnisse sehr wohl! Man weiß ja, dass ich normalerweise nur mit Hilfe von genügend Windschatten über 40 km/h fahren kann. Alleine schaffe ich das normalerweise nicht ...

Bei der 3. Wertung wagte dann Manuel Durlak einen Ausritt in der Wertungsrunde und profitierte ebenfalls davon, dass das Feld heute mal wieder wie für Hobbyrennen eigentlich typisch sehr uneinig war. Ich selbst holte mir noch die 2 Punkte hinter Manuel im Sprint. Bei der 4. Wertung war Maik dann wieder im Feld und holte sich etwas unverständlicherweise nochmal 5 Punkte. Da er einen Rundengewinn hatte, stand er ja aber sowieso schon als Sieger fest. Er hätte theoretisch jetzt schon seine Ehrenrunden drehen und sich den weiteren Rennverlauf ganz entspannt ansehen können. Ich selbst schnappte mir noch den letzten Punkt bei der 4. Wertung.

Danach trat dann ein Fahrer aus der Region an und das Feld reagierte nicht. Also quasi das bekannte Szenario. Hätte ich nicht schon 3 verrückte Fluchtrunden in den Beinen gehabt, hätte ich vielleicht mehr getan als nur mitzurollen, aber es ging bei mir einfach nicht mehr. Auch andere Fahrer schienen mit dem Gebummel, das jetzt teilweise von statten ging, sehr einverstanden zu sein, während man bei dem ein oder anderen Fahrer durchaus noch das Gefühl hatte, dass da eigentlich mehr gehen würde. Alles in allem blieb es jedenfalls bei der Uneinigkeit im Feld und ich konzentrierte mich wieder auf den Sprint bei der 5. Wertung. Ich blieb aber zu lange am Hinterrad von Christian Weis, der seinerseits zu spät antrat, weshalb ich diesmal punktlos blieb. Ich wollte aber gleich durchziehen und überholte zwischen Kurve 1 und 2 die zwei vordersten Fahrer des Feldes - auf der rechten Seite. Es ging ja gegen den Uhrzeigersinn, wir hatten Linkskurven. Da wollte ich idealerweise also rechts vorbei, weil die beiden auch genügend Platz gelassen hatten. Dummerweise zogen beide plötzlich ganz unmotiviert ganz nach rechts rüber und ich war schon neben dem zweiten Fahrer - bremsen war also keine Option mehr! Ich schrie zwar laut auf, wurde aber dennoch von der Strecke gedrängt und holperte wie in der Abfahrt beim Dachauer Bergkriterium oder bei der Fahrt über den Hauptmarkt in Nürnberg durch die Regenrinne neben der Straße, die aus Kopfsteinen bestand. Noch weiter rechts wäre eine Wiese gewesen, aber in diese musste ich zum Glück nicht.

Ansonsten hatte die Situation aber nichts weiter mit Glück zu tun, denn zeitgleich griffen Maik und Thomas an. Logisch, dass ich durch meinen Faststurz nicht reagieren konnte - tja, und das Feld tat auch weiterhin das, was es schon die ganze Zeit tat: Es reagierte ebenfalls nicht. Da blieb also nur die Hoffnung auf die letzten 2 Punkte bei der Schlusswertung und somit Platz 4. Der Schlusssprint machte dann prinzipiell auch noch mal richtig Spaß, aber ich konnte nicht die optimale Körperspannung aufbauen. Auf dem Zielstrich schien es mir dann, als ob David Groß minimal an mir vorbeizog, aber die Jury erkannte im Zielfilm keinen Unterschied und setzte uns daher beide auf 4 bei der Schlusswertung. Das ergab je 1 Punkt für uns, was in der Endabrechnung Platz 5 für mich bedeutete. Ich hab mir das Video mal angesehen und zwei Screenshots vom Zieleinlauf auf Google+ geteilt. Mein ursprüngliches Gefühl, dass David noch knapp vorbeizog, schien eventuell doch nicht ganz richtig zu sein: Kurz vor der Linie war ich wohl noch minimal vorn, kurz hinter der Linie war David aufgrund seiner höheren Endgeschwindigkeit minimal vorn - aber direkt auf dem Zielstrich konnte ich auch keinen Unterschied feststellen. Insofern war das eine super sportliche Entscheidung der Jury, die man bei solch knappen Entscheidungen ruhig öfter treffen könnte!

Noch etwas zu Google+: Ich versuche ja weiterhin, dieses Social Networking sinnvoll zu nutzen, aber das ist nicht so leicht. Ich wollte die zwei Screenshots einfach zum Album "Radrennen 2012" hinzufügen, aber ich finde ums Verrecken keine solche Option. Das letzte Mal wurde ich beim Hochladen der Bilder noch nach einem Album gefragt, diesmal nicht. In meiner Album-Übersicht wurde für die zwei neuen Screenshots ungefragt ein neues Album erstellt. Wenn man das Verwalten der Foto-Alben nicht verbessert, ist diese Funktion von Google+ ein ziemlich nutzloser Reinfall!

Noch was anderes zu Google+: Da nicht alle meine Kontakte mit Sport-Beiträgen belästigt werden wollen, habe ich ja extra einen Sport-Kreis eingerichtet, für den ich diese Beiträge teile. Man muss mir also bei Google+ folgen und sich auch als sportinteressierter "Folger" outen, damit ich euch diesem Kreis hinzufügen kann. Erst dann seht ihr diese ganzen Beiträge. Bei Facebook funktioniert das alles vermutlich anders, aber solange das nicht von Google aufgekauft wird, werde ich mich nicht extra dafür registrieren - bin schließlich ein Registierungsmuffel ;)

Werneck war jedenfalls ein super organisiertes Kriterium, bei dem man auch als Hobbyfahrer "für voll" genommen wurde. Man hat uns ganz genau wie Lizenzfahrer behandelt und nicht "von oben herab", wie das bei anderen Kriterien teilweise der Fall ist. Werneck ist mal eben mein neues Lieblingskriterium - wobei sich das ja auch schnell bei mir ändern kann. Erst war Strullendorf mein Lieblingskriterium, aber dann bin ich dort gestürzt und seitdem gefällt es mir dort irgendwie nicht mehr so. Altenburg fand ich 2010 dann super, aber schon 2011 hat es mich ziemlich aufgeregt. Letztes Jahr war Kulmbach dann das Highlight, dieses Jahr war es nur "okay" - allerdings hatte ich auch nicht die notwendige Form, um bei einem Kriterium Spaß haben zu können. Die hatte ich in Werneck eigentlich auch nicht - dennoch hatte ich Spaß. Insofern ist Werneck aktuell mein Lieblingskriterium, aber ob das Rennen nächstes Jahr stattfinden kann (das liebe Geld!), das ist leider noch nicht sicher. Ich hoffe jedenfalls schon, denn Werneck würde ich sofort zu einem Highlight in meiner Saisonplanung machen ...

Das Video dazu:

Dienstag, 7. August 2012

Abschluss der Kriteriumssaison

Mit einem Positiverlebnis konnte ich einen Deckel auf die diesjährige Kriteriumssaison machen. 15 Kriterien sind ja auch genug für eine Saison ;)

Am Samstag ging es in Bamberg los, wo nicht viel anders war als sonst. Im wesentlichen waren nur zwei Dinge etwas anders: Es waren weniger Fahrer am Start, dafür aber mehr Gute. Ansonsten aber war es Standard: Maik greift mit einem zweiten Fahrer an, dieses Jahr Thomas Schmalz, Klaus setzt sich an die Spitze des Feldes und verschleppt das Tempo. Allen anderen ist das egal oder sie bekommen es nicht mit, also hole ich mal wieder die Brechstange raus und versuche den beiden alleine hinterherzufahren. Oder besser gesagt: Ich versuchte Thomas nachzufahren. Dass ich mit Maik nicht mithalten konnte, war ja sowieso klar. Ich musste aber auf Thomas reagieren. Nach einer Runde setzte dann ein Fahrer aus dem Feld, das immer noch brav wie kleine Entchen hinter Klaus mit gedrosseltem Tempo fuhr, hinterher und zog gleich mit so viel Energie an mir vorbei, dass ich sein Hinterrad nicht zu greifen bekam. Manuel Durlak wurde es dann auch zu bunt und er setzte ebenfalls nach. Diesmal konnte ich das Hinterrad gerade so greifen, aber kurz darauf hatte Klaus das Feld dann doch wieder an uns rangeführt. Also wirklich die 0815-Taktik, die aber immer wieder funktioniert: Maik attackiert, Klaus bremst - fertig.

Mein verzweifelter Versuch über 2 Runden, doch noch nach vorne Anschluss zu finden, sollte mir die zweite Wertung eigentlich kaputt gemacht haben, dachte ich noch. Bei der ersten Wertung ging ich schon leer aus, weil ich erst kurz vor meinem geplanten Antritt durch den Antritt von Maik überrascht wurde, der eine Kettenreaktion auslöste, und weil ich in der Zielkurve leider auch behindert wurde. Oder besser gesagt: Wenn man sich in der Zielkurve noch neben einen anderen Fahrer quetscht, dann sind beide diese Fahrer Verlierer, weil man so beide Fahrer nicht mit dem optimalen Schwung der Ideallinie aus der Kurve herauskommen. Und dann gibt es im Sprint eben auch nicht mehr viel zu melden.

Überraschenderweise bummelte das Feld in der Wertungsrunde aber weiterhin so wie seit dem Angriff durch Maik und Thomas, also ließ ich mich nicht zwei Mal bitten und fuhr vor der Zielkurve relativ einfach und unkompliziert an Christian Weis vorbei, der an der Spitze des Feldes fuhr. Als ich aus der Kurve rausfuhr, hörte ich irgendein komisches Geräusch hinter mir, das nach einem Pedal klang, das auf der Straße aufkam. Ich hatte auch zunächst etwas Vorsprung auf Christian, aber der kam dann noch auf und ich musste voll Stoff geben. Es reichte für den letzten zu vergebenden Punkt, auch weil Christian schon kurz vorm Zielstrich rausnahm. Er hatte mich bei diesem rasanten Sprint übrigens mal eben zu einer "leichten" Verbesserung meines Top-Speeds in Bamberg gezwungen: Bisher war der immer bei 52 oder 53 km/h - diesmal zeigte der Tacho 57,8 km/h an!!!!!!

In der Schlussrunde griff dann Manuel zu Beginn der ansteigenden Gegengeraden an, aber meine Beine waren zu schwach, um diesem Antritt "am Berg" zu folgen. Erst hinter der "Kuppe" konnte ich noch versuchen hinterherzufahren, aber Manuel und Christian waren schon zu weit weg. Mit einem Punkt landete ich dann am Ende auf Platz 6 und musste beim Blick auf den Tacho feststellen: Wir waren langsamer als in den beiden Vorjahren! Nach 39,4 und 39,9 km/h ging es diesmal runter auf 39,0 km/h. Aber so, wie ich mich fühlte, wäre viel mehr auch nicht drin gewesen. Die 40 bleiben für mich in Bamberg also eine magische Hürde. Bedenkt man, dass die Lizenzfahrer dort mit einem Schnitt von über 45 km/h rumdüsen, dann weiß man sofort: Es reicht einfach nicht zum Lösen einer Lizenz ...



Nach viel Qual am Samstag war der Spaß-Faktor am Sonntag in Werneck deutlich besser. Aber mehr dazu in einem gesonderten Bericht. Vorerst nur der Hinweis, dass ich beide Videos auch schon mit meinem Sport-Kreis auf Google+ geteilt habe, ebenso wie zwei Bilder vom Schlusssprint - weil der extrem knapp war. Mehr dazu im Bericht zu Werneck ...

Mittwoch, 1. August 2012

Kulmbacher Rennserie beendet

Mit dem für mich dritthöchsten Schnitt des Jahres ging die Dienstagabend-Rennserie in Kulmbach zuende. An 11 der 14 Wertungsläufe mit 3 Streichergebnissen nahm ich teil. Es ging ja noch ganz gut an, aber danach folgte eine lange Durststrecke. Erst bei den letzten drei Rennen konnte ich wieder punkten - und die Serie sollte auch beim letzten Wertungslauf halten!

Zu Beginn ging es 3 Runden lang "neutralisiert" los - mit einem knappen 34er-Schnitt. Das ist wohl auch der Grund, weshalb am Ende mit 41,3 km/h nach 41,4 km/h nur mein persönlich drittschnellster Schnitt der diesjährigen Rennserie auf dem Tacho stand. Ab der 4. Runde war es offenbar das zweitflotteste Dienstagabend-Kriterium, wobei zu meiner Freude ohne Probleme mitkam. Nach dem Formverlust der letzten Wochen hatte ich schon schlimmeres befürchtet.

In Runde 4 war ich dann ausnahmsweise also mal ausgeruht, als es zur erten Wertung ging. Und siehe da: Ich konnte mich ganz gut positionieren, auch wenn es bei der Anfahrt zur ersten Kurve etwas chaotisch wurde. Der Fahrer vor mir nahm raus, rechts von mir ging ein schnellerer Sprintzug vorbei und hatte "keinen Platz mehr frei". Wäre auch links auf der Außenbahn ein Zug vorbeigefahren, wäre ich eingeklemmt gewesen. Das war aber zum Glück nicht der Fall und ich konnte den Fahrer vor mir auf der Außenbahn umkurven. Der Schwung war etwas weg und der Weg natürlich etwas länger, aber durch die "Frische" aufgrund der ersten 3 lockeren Runden hatte ich dennoch einen guten Punch, wodurch ich geschwind Fahrer um Fahrer übersprintete und dann kurz vorm Ziel nur noch einen Strullendorfer vor mir hatte - vermutlich Holger Hauser, der dieses Jahr ein ähnliches "Chamäleon" wir im letzten Jahr Thomas Krön gewesen ist. Damit meine ich, dass ich Thomas kaum gesehen hatte, obwohl er ständig fleißig am Punktesammeln war. Auch Holger hat dieses Jahr gut Punkte gesammelt, aber mir ist er im Gegensatz zu anderen Strullendorfer Punktesammler bei den ersten 13 Wertungsläufen nie in einer Wertungsrunde aufgefallen. Oder mit anderen Worten: Er hat eine gute Spürnase und ist erst dann vorne, wenn man eben auch vorne sein muss!

Diesmal war es jedenfalls so, dass ich vorbeizog und mich schon über meinen ersten "Sprint-5er" in Kulmbach freuen wollte - da schon ganz rechts noch eine Rakete mit Überschallgeschwindigkeit vorbei. Die Endgeschwindigkeit war um mindestens 3 km/h höher - wow! Das sah einfach nur geil aus. So ähnlich wie Cavendish beim Giro, als er im Vergleich mit den anderen Weltklasse-Sprintern auch eine um einige km/h höhere Endgeschwindigkeit hatte. In gewissem Sinne kam ich mir fast vor, als ob ich stehen würde - dabei hatte ich selbst fast 60 km/h drauf! Im Gegensatz zur Vorwoche hatte wir sogar Rückenwind, also hätte ich die 60 eigentlich knacken müssen. Leider war mein Top-Speed dennoch wie in der Vorwoche 59,5 km/h, was aber nunmal mein persönlicher Rekord für Kulmbach ist und ein Indiz dafür, dass ich meinen Schwerpunkt scheinbar doch ganz gut umsetzen konnte, den ich mir für dieses Jahr vorgenommen hatte: Ich wollte ja in den Wertungsrunden besser mitkommen, um bei den Sprints noch konkurrenzfähig reinhalten zu können. Nachdem ich lange mit Top-Speeds um die 55 km/h chancenlos hinterher eierte, habe ich mich zum Ende der Serie scheinbar doch ganz gut akklimatisiert.

Jedenfalls gab es immerhin noch 3 Punkte und ich fühlte mich einfach top, weil ich endlich mal "bei den Leuten" dabei war. Aber welche Leute waren das eigentlich? Bei den Sprints fielen mir dieses Jahr vor allem Nick Möller, Matthias Jetschina, Maik Hamann und Benjamin Korndörfer auf. Und wer war nun die Rakete, die mir die 5 Punkte noch mit dieser wunderbaren Endgeschwindigkeit geklaut hatte? Tja, das war Benjamin, seines Zeichen A-Klasse-Sprinter und Gesamtsieger der Rennserie. Die anderen "üblichen Verdächtigen" konnte ich hinter mir lassen, was dem Selbstvertrauen natürlich gut getan hat.

Was tat ich damit in der Folge? Naja, das Positionieren vor dem Sprint klappte danach eher bescheiden, weshalb ich kaum noch in Sprints reinhielt. Wegfahren ging auch nicht so gut, aber bei einem weiteren Sprint war ich doch nochmal in einer guten Ausgangsposition - nämlich hinter Benjamin! Zwischen Kurve 3 und 4 schoss er nach vorne und ich war der erste Fahrer, der darauf reagierte. Ich knallte durch das erhöhte Selbstbewusstsein gleich deutlich aggressiver in die Zielkurve, weil ich sein Hinterrad schnappen wollte, übertrieb es aber: Rrrrrrrrrtsch. Ich kam mit dem Pedal in der Kurve auf. Und dabei treten die meisten Fahrer an der Stelle auch schon wieder in die Pedale. Irgendwie scheinen meine Pedale einfach zu lang zu sein, dass ich das einfach nicht machen kann? Durch diesen Fehler zuckte ich jedenfalls kurz geradeaus, wodurch ich drohte gegen die Bordsteinkante zu fahren. Ich musste also zusätzlich etwas rausnehmen und Benjamin war weg. Normalerweise hätte die Meute jetzt durch meinen Fehler voll an mir vorbeiziehen müssen, aber das war zu meiner Überraschung nicht der Fall. Trotz meines Fehlers und Schwungverlusts lag ich immer noch gut auf Position 2 und spürte, dass das Hinterrad in meinem "Sprinterspiegel" Maik sein würde. Generell kam ich trotz des Schwungverlusts immer noch auf eine gute Geschwindigkeit, weshalb Maik nicht so souverän wie sonst vorbeizog, aber er tat es - nur eben nur er, sonst niemand mehr. Und das hat mir dann auf jeden Fall getaugt: Trotz eines so krassen Fehlers in der Zielkurve war ich immer noch voll gut dabei und sicherte mir mit sehr gutem Vorsprung auf den Vierten 2 weitere Punkte.

Am Ende reichten die 5 Punkte leider nur für Platz 9. Neulich hatte ich mit 3 Punkten noch Platz 7 erreicht. Ist halt manchmal so. Es gab heute viele Punkteträger, weil keine Gruppe wegfuhr. Dafür gab es eine ganze Menge Selbstvertrauen. Hoffentlich kann ich das bei den Kriterien am Wochenende in Bamberg und Werneck umsetzen. Das erhöhte Tempo in den Wertungsrunden sollte ich hoffentlich besser mitgehen können, daran habe ich in Kulmbach ja ganz gut arbeiten können. Und ich muss auch nicht versuchen, bei Maiks Angriff mitzugehen. In Kulmbach habe ich im Gegensatz zum Vorjahr fast alle Punkte im Sprint geholt - und das bei einer wesentlich stärkeren Konkurrenz als bei Hobbykriterien! Man darf nicht vergessen, dass in Kulmbach fast nur Lizenzfahrer am Start waren, einige davon fahren A- und B-Klasse. Der einzige A-Klasse-Fahrer bei den Hobbykriterien ist ja Maik ;)

Also: Noch 2 Mal im Kreis fahren, dann war es das mit der Kriteriumssaison. Zumindest in Nordbayern. Und weitere Anfahrtwege nehme ich ja nicht mehr auf mich. Es waren jetzt schon 14 Kriterien und am Ende werden es 16 sein. Alle in Nordbayern. Wieso sollte man da bis nach München fahren oder bis nach Altenburg? Zumal die Kriterien dort alle nicht über die 30-km-Marke hinauskommen. Das Verhältnis von Anfahrtweg und Renndistanz ist dann einfach nicht mehr lohnenswert, wenn man das schon ein paar Jahre lang mitgemacht hat. Man möchte dann entweder kürzere Anreisewege oder längere Renndistanzen. Und nach diesem Kriterium werde ich dann auch meinen Rennkalender für nächstes Jahr wieder gestalten. Dann aber hoffentlich mit einer besseren Form als in dieser Saison ;)