Ich habe scheinbar endlich eine Lösung für das "Beschlagungsproblem" meiner Helmkamera gefunden, drum nähere ich mich langsam einer Kundenrezension bei Amazon. Vorab wollte ich aber einen etwas anderen Blick auf Pro & Contra einer Helmkamera werfen. Bei meiner Kamera handelt es sich ja um die GoPro HD Hero 2, nur nochmal der Vollständigkeit halber.
Für mich als Radfahrer stellte sich zunächst die Frage nach der Art der Befestigung. Es sind einige Befestigungsteile mitgeliefert, aber sinnfreier Weise keinerlei Bedienungsanleitung für diese Teile. Die mitgelieferte Bedienungsanleitung beschreibt eigentlich nur den einfachen Teil der Kamera: Die Menüsteuerung inklusive der Einstellmöglichkeiten. Da diese in der Regel selbsterklärend sind, ist die Bedienungsanleitung für mich entsprechend nutzlos gewesen. Stattdessen soll man einfach mal etwas mit den mechanischen Befestigungsteilen experimentieren. Das fand ich schon mal nicht so toll ...
Zunächst einmal war es nicht so leicht, die Kamera von ihrer eigentlichen Befestigung zu lösen, denn sie kam nicht lose, sondern schon auf einem Präsentationssockel befestigt. Dieser Sockel scheint aber wirklich nur der Präsentation zu dienen. Falls dem nicht so ist, wäre es nicht schlecht, wenn so etwas in einer nützlichen Bedienungsanleitung stehen würde, was ja leider nicht der Fall ist. Auf der Website findet man unter Support übrigens auch keinerlei weitere nützlichen Hilfen zum Umgang mit den mechanischen Befestigungsteilen. Und die Kamera von dem Präsentationssockel zu lösen, war auch schon mal eine ganz schön große Hürde. Da rührte sich nichts weiter, die Kamera wollte sich scheinbar nicht ohne Gewalt abmachen lassen. Und wenn etwas neu ist, will man es ja nicht gleich kaputtmachen, also verzichtet man auf Gewalt. Nach einigem Hin und Her ging sie schließlich dennoch ab - und alles blieb heil. Puh, erst mal durchgeatmet ...
Danach stellte sich mir die Frage, mit welchem Befestigungsteil ich die Kamera nun an meinem Helm befestigen soll. Im Endeffekt wählte ich wohl das richtige Teile, eine Schlaufe für Helme mit Luftschlitzen. Nur wie sollte man das Teil dort genau befestigen? Es gab ja keine Bedienungsanleitung und ich hatte das entsprechende Befestigungsteil zum ersten Mal in meinem Leben in der Hand. Für die 300 Euro Kaufpreis ist das ein ganz schöner Bastelkasten, den man da ins Haus bekommt. Aber so etwas hatte ich eigentlich gar nicht bestellt, weil ich nicht gerne bastel ...
Schlussendlich hatte ich die Kamera doch auf dem Helm befestigt und testete mal eine Aufnahme daheim. Ging, der Winkel schien auch okay zu sein. Ich fuhr los, kam zurück und überspielte die Daten auf den PC. Erster Eindruck: Wieso filmt die Kamera ständig nur den Boden?!? Der Winkel war leider doch falsch. Ich habe dann die Befestigung etwas umgebaut und versucht, den Winkel etwas zu erhöhen. Das war nicht so einfach und die Kamera neigt auch dazu, während der Fahrt etwas nach vorne bzw. unten zu rutschen, was mir Sorge bereitete. Aber generell schien der Winkel nach dem Umbau okay zu sein, die weiteren Aufnahmen waren vom Winkel her zumindest nicht mehr so, dass man beim Betrachten der Videos ständig den Kopf heben wollte ;)
Ein weiteres Problem nach der ersten Aufnahme war das trübe Bild ab ca. 30 Minuten. Ich fand im Internet schnell heraus, dass viele Leute ein Problem damit haben. Das Gehäuse beschlägt durch die entstehende Wärme des Geräts. Es scheint ungefähr die häufigste Frage zu sein, die für diese Kamera gestellt wird: Wie verhindert man, dass das Gehäuse beschlägt? In den FAQs auf der Hersteller-Website fehlt diese Frage dennoch, dafür hat man dort einen Stapel Fragen, von denen ich mir unmöglich vorstellen kann, dass sie jemand stellen würde. Wenn das wirklich "häufig" gestellte Fragen wären, dann müssten die Käufer der Kamera schon selten dämlich sein. Ich denke eher, dass das ein paar banale Fragen und Antworten sind, die der Hersteller sich selbst ausgemalt hat. Dass die Frage nach dem Beschlagen des Gehäuses aber nicht auftaucht, sagt mir irgendwie, dass der Hersteller nicht wirklich auf die Fragen der Käufer einzugehen scheint. Stattdessen ignorieren sie diese Fragen und hoffen wohl, dass man das diverse Zusatz-Equipment der Kamera kauft. Da gibt es nämlich eine ganze Menge: Weitere Befestigungsteile, Ersatz-Akku - und irgendwelche Teile, die man ins Gehäuse legen soll, damit es nicht beschlägt. Wenn dieses Problem Standard ist, wieso legt man ein paar solcher Teile nicht gleich mit in die Verpackung? Kundenfreundlichkeit sieht anders aus ...
Im Internet fand ich jedenfalls verschiedene Theorien. Es gibt neben dem geschlossenen auch ein hinten offenes Gehäuse. Das scheint aber keine Lösung zu sein, also habe ich es gar nicht erst getestet. Ich sehe die Kamera während der Fahrt nicht, da ist es mir lieber, wenn sie rundum geschlossen ist. Es gab noch einen Tipp mit Reis im Gehäuse, aber das sorgte nur für mehr klappernde Nebengeräusche. Der entscheidende Tipp war dann ein Streifen Alufolie, den man auf der Rückseite ins Gehäuse tut. Sicherheitshalber etwas weiches Papier drunter, falls sich an der Alufolie Wassertropfen bilden sollten, damit sie dann vom Papier aufgesaugt werden. Das war aber scheinbar gar nicht nötig. Die Alufolie konzentrierte zwar scheinbar als neuer kältester Punkt im Gehäuse die entstehende Wärme, aber ohne Bildung von Wassertropfen. Ein simpler Streifen Alufolie also - und schon beschlägt das Gehäuse nicht mehr. Da hätte der Hersteller gleich einen fest eingearbeiteten Alustreifen in die Gehäuserückseite integrieren können. Aber da sieht man eben, wie der Hersteller gestrickt ist: Die wollen nicht nur die Kamera verkaufen, sondern auch lauter zusätzliche Dinge. Gewinnoptimierung nennt sich das. Verständlich aus Herstellersicht, aber ich bin nunmal der Kunde. Was wurde aus "Der Kunde ist König?"
Mit der Alufolie funktioniert die Kamera jetzt jedenfalls weitestgehend so, wie sie sollte. Nur Panoramaaufnahmen kann man leider vergessen. Die Kamera hat natürlich keinen Zoom. Wie sollte man den auch bedienen während der Fahrt? Aber der Standard-Zoom ist leider sehr mickrig. Ich würde sagen, das ist maximal 0.5 des menschlichen Auges. Objekte in der Ferne, z.B. ein großer Turm oder ein Greifvogel, erscheinen sehr winzig oder sind gar nicht mehr zu erkennen. Man kann also nur die unmittelbare Umgebung aufzeichnen, der Blick in die Ferne ist leider nicht ansatzweise mit der Realität zu vergleichen, was ich sehr schade finde. Es gibt einige sehr tolle Stellen in meinem Trainingsrevier, von dem aus man einen super Blick übers Land hat. Leider kann ich diesen Blick mit dieser Helmkamera nicht einfangen.
Nachdem ich jetzt Pro & Contra für meinen Verwendungszwecke abgearbeitet habe, noch etwas allgemeineres dazu. Auf einem Bild des GCC in Bremen habe ich jemanden gesehen, der scheinbar genau das gleiche Teil wie ich hatte. Aber wohl gemerkt: Das war nicht bei einem Einzeltraining, sondern bei einem Rennen!!! Um es vorwegzunehmen: Ich selbst würde bei einem Rennen niemals mit dieser Helmkamera fahren. Vielleicht mit einer anderen, die idealerweise nur ein Knopf wäre ;)
Die Kamera macht sich vom Gewicht her deutlich bemerkbar, weshalb man sich bei Rennen mit Höhenmetern ein unnötiges Handycap antut. Allerdings bewegt man auch seinen Kopf nicht so frei, weshalb ich die Kamera nicht einmal bei einem Gruppentraining tragen würde. Fährt man allein, ist das noch okay, aber in der Gruppe und speziell bei Rennen sehe ich hier eine potenzielle Gefährdung anderer Fahrer, weil Übersicht und Reaktion verschlechtert sein könnten. Man wendet den Kopf nicht so weit und nicht so schnell - und schon könnte es krachen, während man mit "normaler Kopffreiheit" vielleicht noch reagieren und ein Unheil verhindern könnte. Ich möchte auch nicht wissen, ob diese Kamera mit ihrem Gehäuse bei einem Sturz ein zusätzliches Verletzungspotenzial darstellt.
Das wären also meine Contras, wobei meine Sicherheitsbedenken vorrangig sind. Allerdings möchte ich mit einem Pro abschließen: Wenn Fahrer so ein Teil im Rennen tragen und das Video hinterher im Netz veröffentlichen, dann ist das eine tolle Sache. Ich habe mir vor allem die Helmkamera-Videos zum GCC in Schleiz angesehen und das half mir auch etwas bei der Vorbereitung auf die Abfahrt runter nach Railla, vor der ich ja ziemlichen Bammel hatte. Das Helmkamera-Video nahm mir die Angst aber zum Großteil. Und man kann sich eben die Rennstrecke ansehen, ohne dass man sie tatsächlich abfahren muss. Eine ähnliche Aufnahme, nur aus dem Auto heraus, fand ich für den Hesselberg. Ich konnte mir die Schlusssteigung daher ansehen und einprägen, was mir im Rennen natürlich super geholfen hat. Dadurch konnte ich mir die Kräfte nahezu optimal einteilen und am Ende auch die bestmögliche Platzierung holen, die für mich an dem Tag drin gewesen ist. Aufnahmen von den Rennstrecken selbst sehe ich mir also sehr gerne an und bin den Machern dieser Videos auch sehr dankbar. Ich hoffe halt, dass das nicht ihre Zielsetzung für die Rennteilnahme schmälert (falls sie auf Platzierung fahren wollten) und dass auch durch das Tragen einer Helmkamera kein Sturz verursacht wird. Solange alle heil bleiben, kann man sich über diese Aufnahmen freuen. Das Geschrei ist halt immer dann erst groß, wenn man doch etwas passiert ist. Hoffentlich bleibt das der Jedermannszene erspart, es gab dieses Jahr genügend tragische Stürze.
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