Disclaimer - wenn man so will

In meinem Sport-Blog schreibe ich über meine Sporterlebnisse teilweise ernsthaft, teilweise aber auch mit überspitztem Humor - den Unterschied sollte man erkennen, wenn man mich persönlich kennt ;) Generell gilt: Wer die Dinge, die ich hier schreibe, zu ernst nimmt, ist selbst schuld ;)

Team 2019

Team 2019

2019 fahre ich Lizenzrennen für RMV Concordia Strullendorf 1920 e.V. und ausgewählte Jedermannrennen

Samstag, 18. August 2012

Finito 2012

Am Saisonende gehe ich gerne noch mal auf eine Erkundungstour durch unbekanntes Gebiet, was natürlich von Jahr zu Jahr schwieriger wird. Nachdem ich bei den Anfahrten zu diversen Rennen entlang der A6 immer wieder einige Straßen und Hügel gesehen hatte, die ich schon immer mal mit dem Rennrad abfahren wollte, habe ich mich heute auf eine Strecke mit 86,5 km begeben. Erstmals bin ich im Einzeltraining also über 80 km gefahren! Und am Ende musste ich ganz klar sagen: Finito!

Es ist nichts mehr im Tank. Für meine Saisonabschlussfahrt am Hesselberg ging es gerade noch so, aber jetzt ist es wirklich übel. 130er Durchschnittspuls, 25er Durchschnittsgeschwindigkeit - auch wenn man meine normalen (bzw. guten) Werte nicht kennt und man auf die Schwierigkeit der Strecke Rücksicht nehmen sollte, so sollte man anhand dieser Werte dennoch gleich erkennen können, dass bei mir gar nix mehr geht. Also beginne ich jetzt meine 3-wöchige "Saisonpause", die gleichzeitig der ärztlichen Anordnung wegen meines Knies entspricht.

Vielleicht noch ein Nachtrag zu Hesselberg: 2009 hatte ich nach 80 km noch einen 43er-Schnitt. 5 km später brach ich ein und quälte mich 15 km zum Beginn des Schlussanstiegs - allein! Schnitt: Immer noch 41 km/h. Dummerweise hatte ich den Anstieg auch noch total unterschätzt und eierte dann mit einer Übersetzung von 39/21 hoch, weil ich dachte "Ach, das geht schon mit 21." Tja, ein nahezu epischer Irrtum. Wer den Hesselberg als Hobbyfahrer schon raufgefahren ist (unter Rennbedingungen, also nicht larifari, sondern mit möglichst viel Pepp - also idealerweise als Teilnehmer bei Tour de Hesselberg), der kann sich bestimmt vorstellen, dass 39/21 nicht die richtige Übersetzung für diese letzten 2 km ist. Oben angekommen hatte ich noch einen 39er Schnitt.

Als ich dann vor dem Rennen mal die Ergebnisliste des Vorjahres studierte, errechnete ich ungefähr einen 37er-Schnitt. Ich dachte also, dass ich das Grundtempo locker würde mitgehen können. So locker war es dann aber doch nicht. Auch ein Indiz dafür, dass ich schon nicht mehr in der besten Verfassung war. Keine Ahnung, mit welchem Schnitt wir unten ankamen - ich denke, irgendwas mit 39. Oben waren es dann ja noch 37. Ich war einige Sekunden schneller als die Siegzeit des Vorjahres. Aber von meiner Leistung 2009, die eigentlich gar nicht sonderlich gut war, bin ich dennoch ein Stück entfernt gewesen. Dafür konnte ich mit 39/28 wesentlich souveräner hochfahren, auch wenn es natürlich immer noch eine ziemliche Qual war. Diese Qual kommt im Rennvideo auch gar nicht rüber. Weder bei uns auf der 42er-Strecke, noch auf der 82er-Strecke. Sehe ich dann das lockere Finish und die entspannten Gesichtszüge bei Caroline Kopietz, die gleich direkt hinter zwei meiner Vereinskollegen ins Ziel kam, denen man wiederum die Anstrengung deutlich im Gesicht ansehen konnte, würde ich aber vermuten, dass Caroline bei weitem nicht so eine Qual empfunden haben muss wie die meisten Fahrer. Die wäre wohl am liebsten noch 10 Kilometer weiter bergauf gefahren. Das hat mich echt stark überrascht, hatte ich sie Anfang 2011 schließlich auch schon bei einigen Rennen gesehen, wo sie aber speziell an den Steigungen einen ziemlich schwachen Eindruck hinterlassen hatte. Vielleicht eine reine Formfrage. Ich komm ja auch erst ab Juni in Form, vorher fahren ich nur gnadenlos hinterher. Jedenfalls war Caroline bärenstark diesmal. Hammer!

Aber eigentlich wollte ich nur sagen: Der Hesselberg lief für mich deutlich besser als 2009, auch wenn es erneut eine Qual war. Und heute war es die letzte Qual der Saison. Es ging irgendwie ständig auf und ab. Rasante, kurvige Abfahrten, auf denen ich natürlich viel Bremsgummi verbrauchte, weil die nicht gesperrte Straße nunmal keine Rennstrecke ist. Bitte immer daran denken! Gilt auch für RTFs und Marathons!!! Ohne Streckensperrung ist es KEINE Rennstrecke und dann sollte man die Fahrweise vernünfterweise auch anpassen! Dieses Jahr gab es einfach viel zu viele tragische Unfälle auf nicht abgesperrten Straßen ....

Jedenfalls hatte ich schon recht früh, noch bevor ich nach Poppberg kam, eine super Panorama-Aussicht bei Troßdorf. Einfach nur herrlich. Die Unterriedener Autobahnbrücke war sehr imposant von unten anzusehen. Danach lag in einer dunklen, bewaldeten Abfahrt plötzlich ein abgebrochener Ast auf meiner Fahrbahnseite - aber kein Problem, ich sah ihn rechtzeitig und die Strecke war zum Glück gerade. Dennoch ist so was natürlich gefährlich. Komisch, dass der Autoverkehr den Ast nicht schon von der Straße gekickt hatte. Fiel der etwa erst kurz vor mir nach unten?!?

Hinter Raschbach ging es dann in eine richtig steile Rampe und zu Beginn fühlte ich mich sogar fast wie in Mittelerde: Riesige freigelegte Baumwurzeln inmitten von Gestein am Straßenrand und das Baumdach ließ es Nacht werden - echt gruselig! Aber beeindruckend. Bei Offenhausen wollte ich dann rüber nach Kruppach über eine vermeintlich geteerte Straße über den Hügel abkürzen. Okay, zunächst mal war das kein Hügel. Der Stöppacher Berg ließ grüßen. Ähnlich steil, vielleicht nicht ganz so sehr, dafür aber länger. Ich musste NICHT schieben! JUHU!!! Aber ganz oben fuhr ich plötzlich über ein Stück Feldweg und schien vorne schon Reifendruck zu verlieren. Zum Glück kam ich aber doch ohne Reifendefekt durch und durchfuhr bei der Abfahrt eine beeindruckende Serpentine, die irgendwer in den Hang gefräst hatte. Die Steigung rauf zum Deckersberg war dann eher Kinderspiel, aber es war auch die einfachste Variante. Die Abfahrt runter nach Happurg wollte dann scheinbar gar nicht enden - kann mich kaum an eine so lange Abfahrt erinnern. Als Anstieg sicherlich interessant, aber als Abfahrt im normalen Training eher uninteressant. Nur bei gesperrter Strecke wäre das was anderes ;)

Am Ende kroch ich möglichst flach zurück. Ich war dann schon langsam in dem Bereich, wo ich 5 bis 10 km lang die Schwäche kommen spüre - und bei 79 km machte es BOFF!!! Aber das war ja nur logisch, da meine Trainingsgrundlage nur bei etwas über 70 Tageskilometern liegt. Und das erklärt auch, warum mir die 82 km am Hesselberg einfach ein Stück zu lang sind. Was nützt es denn, wenn ich wie 2009 zu Beginn der letzten Runde einen super 43er-Schnitt habe und noch im Feld bin, dann aber beim Finish schon längst eingebrochen bin? Man sollte dort starten, wo man konkurrenzfähig ist. Das gilt für Distanzen und für die ewig Frage: Lizenz oder Hobby?

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