Disclaimer - wenn man so will

In meinem Sport-Blog schreibe ich über meine Sporterlebnisse teilweise ernsthaft, teilweise aber auch mit überspitztem Humor - den Unterschied sollte man erkennen, wenn man mich persönlich kennt ;) Generell gilt: Wer die Dinge, die ich hier schreibe, zu ernst nimmt, ist selbst schuld ;)

Team 2019

Team 2019

2019 fahre ich Lizenzrennen für RMV Concordia Strullendorf 1920 e.V. und ausgewählte Jedermannrennen

Montag, 3. Juni 2013

Ziel erreicht: Teamsieg in Schleiz!

Bei meinen bisherigen drei Rennen der Saison fiel das Warmfahren aufgrund der nassen Straßen immer recht kurz aus. Das sollte sich in Schleiz wiederholen. Am Start schüttete es wie aus Eimern, also verlief das Umziehen in aller Ruhe. Um 9 hatte der Regen aber aufgehört und man sollte sich doch so langsam etwas einrollen. Aber wie für mich bei Transponder-Rennen schon fast üblich, vergaß ich das Anlegen eben jenes Transponders - und auch noch die Rückennummer. Da wurde es doch etwas hektisch, zumal dem Transponder, der in Schleiz immer an den Lenker kommt, ohne Kabelbinder kam. Zum Glück war ich heute aber wie schon letzte Woche Gastfahrer fürs Radsportteam Reichenbach (bin ja "freischaffender Gastfahrer" dieses Saison, wie schon angekündigt und hier im Blog etwas weiter oben auch permanent erklärt), also ging das mit helfenden Reichenbacher Händen ruckizucki und ganz lockerflockig.

Die Taktik war eigentlich klar, denn die erste längere Steigung noch auf dem Dreieck selbst wird bekanntermaßen immer gleich volle Kanne gefahren. Für gut durchtrainierte Kletterasse kein Problem, für waschechte Hobbyfahrer aber immer gleich zu Rennbeginn eine große Herausforderung. Also für Kay und Jens hieß es aufmerksam zu bleiben und mitzuspringen, falls jemand attackiert, für den Rest ging es um ein möglichst kompaktes Zusammenbleiben zwecks Teamsieg. Wir waren mit zwei Teams gestartet, aber beide nicht voll besetzt. Wenn ich das jetzt richtig überblickt habe: 5 Fahrer in Team 1, 6 Fahrer in Team 2. Leider lief bei der Anmeldung wohl etwas bei Jens falsch, dadurch wurde er am Ende für keines der Teams gewertet. So viel kann ich vorwegnehmen ...

Wie die Jahre zuvor orientierte ich mich vom Start weg nach vorne, um beim Abbiegen in die erste der gefühlten 30 Abfahrten auf der 30er-Strecke (denen natürlich gefühlte 30 Steigungen vorausgingen) von vorne runterrollen zu können. Das lief auch wieder optimal und ich konnte die erste kurze Steigung relativ kontrolliert fahren, ohne overpacen zu müssen. Eigentlich gut zum Einrollen. In der zweiten, schon deutlich längeren Steigung, wurde es dann recht schnell haarig. Mehrere schnellere Fahrer fuhren an mir vorbei und mein Gefühl sagte mir, dass hinter mir schon ein Loch sein könnte. Also drehte ich mich vorsichtshalber um, bevor ich mich weiter zurückfallen ließ, und sah tatsächlich, dass ich schon der letzte Fahrer der entstandenen Spitzengruppe war. Also ging nix mehr mit meiner Standard-Kletterstrategie, also mit meinem eigenen Tempo. Stattdessen musste ich jetzt schon in den roten Bereich, um mich einfach nur über die Kuppe retten zu können. Dort war es dann zunächst ganz gut, dass ich der letzte der Spitzengruppe war, denn plötzlich krachte es. Ich sah, wie auch einige Reichenbacher Trikots zu Boden gingen, hatte aber genügend Reaktionszeit, um die Sturzstelle zu umfahren. Danach dachte ich, dass wie in Thüringen sonst üblich erst mal kurz Tempo rausgenommen würde, um den gestürzten Fahrern die Chance zu geben, wieder Anschluss zu finden, falls sie das Rennen fortsetzen konnten. Doch war sonst in Thüringen zum guten Usus gehörte, erinnerte heute leider stark an die bayrische Mentalität: "Ey, da sind welche gestürzt - VOLLGAAAAAAAAAS!!!"

Es folgten nun einige Minuten, in den ich an jeder kleinen Welle den Anschluss verlor und mich danach wieder mühselig rankämpfte. Dieses Spielchen kann man aber nicht allzu lange mitspielen, wenn man dabei am persönlichen Limit fährt. Ich musste dann die 10-köpfige Spitzengruppe noch vor Tanna ziehen lassen, wurde aber von einem Verfolgertrio aufgerollt. Dahinter folgten sogar noch zwei weitere Fahrer und wir fuhren als Sextett in die Abfahrt nach Tanna. Und hier gab es dann wieder das schon fast gewohnte Bild: Ich legte mich einfach nur windschnittig auf den Lenker und ließ rollen - nach der Abfahrt drehte ich mich um und wunderte mich über die "Rückenfreiheit". Ich fuhr also gemütlich in die leicht ansteigende Straße nach Tanna rein und sammelte die in der Abfahrt zurückgefallenen Mitstreiter wieder ein. Die Steigung aus Tanna raus schmerzte dann wie immer erst nach dem Steilstück so richtig, weil sich die Straße bis zur Kreuzung dann immer noch so fies ganz leicht ansteigend hinzieht. Am Horizont meinte ich hier sogar noch die Spitzengruppe zu erkennen. Wie ich hinterher erfahren musste, zerfiel die Spitzengruppe aber bei Tanna und wir sahen wohl die 5 Fahrer, die hinter die ersten 5 Fahrer zurückgefallen waren. Wie selbst waren auch nur noch zu fünft, ein Fahrer ist in der Steigung aus Tanna heraus weggebrochen.

Krass war dabei, dass ein Fahrer mit Mountainbike in unserer Gruppe war - und richtig stark fuhr. Das war einer der gestürzten Fahrer vom Dreieck. Ich blicke bis heute nicht ganz, wieso der dann plötzlich auf einem Mountainbike unterwegs war, das vorne einen Transponder mit Kabelbinder dranhatte. Als er stürzte, saß er noch auf einem Rennrad. Ich schätze, es gibt einfach nichts, was bei einem Jedermannrennen nicht möglich ist. Hinter der Kreuzung bei Tanna ging es jedenfalls wieder in eine Abfahrt, also rollte ich wieder nach vorn. Brav in die Linkskurve und auch brav in die sofort folgende Rechtskurve - immerhin war es ja nass! Was auch sonst? 4 Rennen, 4 Mal nass, 4 Mal mit Beinlingen - gibt es auch Radrennen bei anderem Wetter? Jedenfalls spielte das Wetter nach der Rechtskurve zunächst keine Rolle, weil da doch tatsächlich drei Autos entgegenkamen. GEHT'S NOCH?!?!?!?!!? GEGENVERKEHR DIREKT HINTER EINER KURVE BEI EINEM RADRENNEN?!?!??!?!?!? Es war pures Glück, dass wir den Autos alle ausweichen konnten. Streckenabsicherung: INAKZEPTABEL!!! Und ja, die ganzen Großbuchstaben sind hier absolut angebracht. Wären die Autos schon etwas weiter gefahren, hätte ich nicht mehr ausweichen können. Bei einem Rennen rechnet man hinter einer Rechtskurve schließlich nicht mit Gegenverkehr und zieht immer auf die Gegenspur rüber. Meine Fresse ...

Aber auch das ist ein Radrennen: Wenn nix passiert, geht es gleich ganz normal weiter. Wir quälten uns dann Richtung Wernsdorf. Der üblicherweise unspektakulärste Abschnitt der 30er-Runde, der zwar auch nicht gerade zur Erholung dient, aber wo man normalerweise dennoch nicht Gefahr läuft, den Anschluss zu verlieren. In Wernsdorf dann die Zickzack-Kombination mit 3 Kurven bei leichter Abfahrt. Sagte ich Abfahrt? Ganz genau: Ich fuhr hier wieder von vorn. Schön vorsichtig angebremst bei der Nässe und die Gruppe sicher durch diese eigentlich haarigste Stelle auf der 30er-Strecke geführt. Danach ging es in die krasse Steilabfahrt nach Raila.

Hier setzte sich der Mountainbiker in Front, was mir ganz recht war. Ich fuhr dennoch an zweiter Stelle gut und sicher bergab und rum um die Linkskurve. Dann wie im letzten Jahr schön sanft in die Steigung rein, bloß nicht gleich voll reinknallen, denn die Steigung ist mit 1,5 km nicht zu unterschätzen. Da will man sich die Kräfte gut einteilen. Das gelang dem Mountainbiker sehr gut, denn er setzte sich bestimmt so 20-30 Sekunden von mir ab. Allerdings konnte ich mich meinerseits ebenfalls ungefähr eine halbe Minute von den anderen 3 Wegbegleitern absetzen. Durch den Wald hindurch kam ich dem Mountainbiker dann nicht näher, was recht frustrierend war. Er baute den Vorsprung sogar auf ungefähr 40 Sekunden aus, würde ich sagen. Ich selbst hielt ungefähr die halbe Minute auf meine Verfolger.

Als wir aus dem Wald rauskamen, konnte ich den Rückstand dann erstmals etwas verkürzen. Das gab mir nochmal Mut, um die letzte Abfahrt mit dem Kreisverkehr nochmal richtig druckvoll zu fahren. Auf der Zielpassage war der Rückstand aber immer noch bei 10 bis 15 Sekunden, doch der Mountainbiker stand jetzt fast. Er drehte sich auch nicht um. Vielleicht dachte er, dass er mich schon distanziert hätte? Tja, aber im Sprint konnte ich mit meiner dickeren Übersetzung dann souverän vorbeiziehen und auf Platz 11 ins Ziel fahren. Das war in der Endabrechnung sogar die zweitbeste Zeit für die Teamwertung und Platz 3 in meiner Altersklasse. In der Teamwertung reichte es bei uns für Platz 1, unser 2. Team hatte durch Sturz und Defekt aber leider drei Verluste, wodurch am Ende ein Fahrer fehlte, um in der Teamwertung gewertet zu werden.

Schnitt war bei mir 31 km/h und der Top-Speed fast 74 km/h - 2 km/h schneller als vor 2 Jahren bei Trockenheit. Das erklärt sich meiner Meinung nach durch die Streckenkenntnis. Der Top-Speed kann eigentlich nur von der Abfahrt runter nach Raila kommen - und vor 2 Jahren fuhr ich da wegen der fehlenden Streckenkenntnis noch sehr verhalten. Aber egal. Der Teamsieg war das Ziel und das wurde erreicht. Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche bei einer Siegerehrung dabei - und das alles als Halbinvalide. "Des passt scho' ..." ;)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen