Disclaimer - wenn man so will

In meinem Sport-Blog schreibe ich über meine Sporterlebnisse teilweise ernsthaft, teilweise aber auch mit überspitztem Humor - den Unterschied sollte man erkennen, wenn man mich persönlich kennt ;) Generell gilt: Wer die Dinge, die ich hier schreibe, zu ernst nimmt, ist selbst schuld ;)

Team 2019

Team 2019

2019 fahre ich Lizenzrennen für RMV Concordia Strullendorf 1920 e.V. und ausgewählte Jedermannrennen

Montag, 17. August 2015

Tag zum Vergessen in Altdorf

In den letzten zwei Wochen kam endlich die Frische in meine Beine zurück, dabei hatte ich in der Woche von Attenzell sogar Magen-Darm-Probleme. Im Training lief es aber speziell in der Woche nach Attenzell richtig super. Trainingsdaten und Gefühl waren sich einig: Derzeit habe ich meine beste Saisonform. Einzig der Wetterbericht bereitete mir Sorge, aber da sich die Wetterfrösche in letzter Zeit oft genug geirrt hatten, starb die Hoffnung zuletzt - aber sie starb :(

Angeblich 16 Grad Außentemperatur, aber die regennassen Straßen sorgten schon beim "Warm"fahren für unangenehme Kälte speziell im wichtigsten Bereich: Die vordere Oberschenkelmuskulatur. Sollte ich mich bei nassen Straßen in Zukunft vielleicht doch nicht versuchen warmzufahren? Hat mir schließlich noch nie (!) etwas gebracht. Die größere Sorge galt dennoch den beiden Kurven, vor allem Kurve mit den glatten Steinplatten sah sehr rutschig aus. Ich war diesmal dank eines "rosigen" Tipps mit 6,5 bar unterwegs und muss sagen: Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase knallte ich speziell in der Haarnadelkurve wie auf trockener Fahrbahn um die Kurve. Das Fahrgefühl war so sicher, dass ich beim nächsten Regenrennen mal 7 bar versuchen werde. Die Kurven stellten also kein Problem für mich dar...

Aber zurück zu meinem vielleicht größten Problem: Kalte Muskulatur. Wir standen sehr lange am Start, weil es noch Diskussionen gab, die man aus irgendeinem Grund nicht während unseres Rennens weiterführen konnte, obwohl bei uns nur alle 10 Runden eine Wertung geplant war. Da ich ein neues Beinöl hatte, dass ausgerechnet auf meiner vorderen Oberschenkelmuskulatur mächtig einheizte (es brannte mit gefühlten 50 Grad), machte ich mir aber gar keine Gedanken. Die Muskulatur fühlte sich dadurch warm genug an, ich war frohen Mutes. Dann ging es los, ich kam (mal wieder) nicht sofort ins Klickpedal, aber konnte beim zweiten Versuch noch einklicken und war noch halbwegs solide positioniert. Dann aber schossen schon direkt hinter der 1. Kurve mehrere Fahrer an mir vorbei, weil die offenbar schon mit viel mehr Sicherheit unterwegs waren. Die nasse Fahrbahn bereitete mir zu Beginn nämlich noch etwas Sorge und ich wollte mich rantasten.

In der Abfahrt hat man in Altdorf seit der letzten Austragung mit Hobbyrennen 2010 einiges geändert: Man hat zunächst einen Fahrbahnteiler, dann folgt ein Kreisverkehr, danach diese Linkskurve mit dem zusätzlichen Linksknick am Ende dieser Linkskurve und schließlich noch ein Fahrbahnteiler. Ich fuhr bis zum Kreisverkehr zwar auf der Ideallinie und dachte, dass alles okay wäre, aber in der Linkskurve trieb es mich beim zusätzlichen Linksknick plötzlich aus der Kurve, ebenso wie einen Fahrer vor mir. Wir steuerten beide auf den Fahrbahnteiler zu und mussten rechts um ihn herum fahren, voll im Wind. Schon gingen die nächsten Positionen flöten. Die Anfahrt zur Haarnadelkurve war dann auf gewohntem C-Klasse-Niveau, man musste auch wegen der nassen Fahrbahn schon sehr früh bremsen - da war man noch nicht mal ansatzweise in Nähe der Haarnadelkurve, um genau zu sein! Dennoch staute es sich schon, aber das hießt ja im Endeffekt auch, dass man noch im Feld war. ;)

Durch die Haarnadelkurve hindurch war dann kein Ding, aber beim Rausbeschleunigen gab's dann das erste Problem: Die Beine fühlte sich etwas betäubt hat. Es war speziell die so wichtige vordere Oberschenkelmuskulatur, die sehr verkrampft wirkte. Ich konnte dennoch bis kurz vor der ersten Kurve meine Position halten, aber auf diesen letzten nochmals ansteigenden Metern stand ich dann fast und verlor deutlich an Boden. Die Muskulatur machte total zu. Ich hoffte dann einfach, dass sich die Muskulatur noch irgendwie lösen würde, aber wenige Runden später fiel ich dann in dieser ersten Kurve abermals zurück, wurde aber von niemandem mehr überholt, der mir das Loch geholfen hätte zu schließen. Die Beine fühlte sich an dieser Stelle jedesmal wie betäubt an, es ging gar nix! Und das von der ersten Runde an!!! Sachsenring 2014 ließ grüßen, wo ich eine gefühlte bessere G2-Runde drehte, weil ich die Beine nicht auf Betriebstemperatur bekam und daher auch nicht in den entsprechenden Wettkampfbereich kam.

Als ich anfangs noch im Feld war, las ich auf meinem Tacho einen niedrigen 37er-Schnitt ab. Nach zwei Solorunden hatte ich immer noch einen 37er-Schnitt, weshalb ich dachte, dass das Feldende noch in Reichweite sein müsste. Die Kurven waren wie gesagt keinerlei Problem, trotz der Nässe. Speziell die Haarnadelkurve war ein Kindergeburtstag, zumal die Ideallinie auch schon deutlich trockener als die Bereiche neben der Ideallinie war. Man konnte da volle Kanne durchknallen, das Hinterrad rutschte nicht mal ansatzweise. Dennoch saß da plötzlich jemand auf der Straße, aber kurz vor der Kurve und auf der Innenseite. Daher konnte ich trotz eines gestürzten Fahrers unbehindert voll auf der Ideallinie durchknallen und hatte abermals die Hoffnung, dass das Feldende nicht mehr weit sein dürfte, da der Fahrer eben noch auf der Straße saß statt schon wieder aufgestanden zu sein. Denn normalerweise steht man nach einem Sturz ja sofort wieder auf - es sei denn, man hat sich verletzt. Da das Feldende aber weiterhin nicht in Sicht war, hoffe ich mal für den Fahrer, dass er sich nicht zu schwer verletzt hat.

Die Muskulatur wurde dann langsam doch noch etwas besser, aber vom guten Gefühl der Trainingswoche über bei über 30 Grad war ich immer noch meilenweit entfernt. Diese herbstlichen Temperaturen um die 15 Grad waren ja noch nie etwas für mich. Ich hätte eigentlich mit Beinlingen fahren sollen, das habe ich ja schon zwei Mal in ähnlichen Situationen getan: Jedermannrennen in Kulmbach 2013 und Dienstagabendrennen zum Auftakt in diesem Jahr. Wo alle anderen kurz und mit Öl auf den Beinen gefahren sind, setzte ich zwei Mal auf Beinlinge - und kam jedesmal mit dem Feld durch. Noch dazu bei einem Schnitt von jeweils klar über 40 km/h. In Zukunft sollte ich also immer dann, wenn man Öl für die Beine bräuchte, gnadenlos auf Beinlinge setzen. Egal was andere sagen. Mit unterkühlter Muskulatur kann man halt nicht schnell fahren.

Jedenfalls wurde die Muskulatur ein bisschen besser und ich sah dann auch endlich wieder das Feld - leider von hinten an mich ranfahrend. Da bei dem Regenwetter zwar ungewöhnlich viele Fahrer am Start waren (deutlich mehr als z.B. in Strullendorf bei allerbestem Radwetter), aber schon auf den ersten Runden mehrere Fahrer ausgestiegen waren und dann wohl auch noch diverse Stürze gewesen sein sollen, war das Feld nun nicht mehr unbedingt soooooo groß. Da hätte man einen Fahrer mit Rundenrückstand wirklich nicht rauswinken müssen, das hätte das Rennen gewiss nicht unübersichtlich gemacht, zumal der Veranstalter ja sogar eine Zielkamera eingesetzt hatte. War daher schon etwas angepisst (ja, ich habe "angepisst" geschrieben, weil ich mich auch so fühlte), dass ich aus dem Rennen genommen wurde. Wollte eigentlich mal schauen, ob ich mit der neuen Sicherheit in nassen Kurven und mit der etwas besser werdenden Muskulatur im Feld mitfahren könnte.

So aber habe ich jetzt keine Ahnung, was ich von diesem Renntag halten soll. Von Trainingsdaten und Gefühl her bin ich gerade in Top-Form, aber das Rennen war mehr oder weniger meine schlechteste Saisonleistung. Einen stärkeren Gegensatz kann es gar nicht geben. Da hätte man schon gerne noch getestet, ob es nur an der fehlenden Betriebstemperatur der Muskulatur lag oder auch noch an was anderem. In Dachau z.B. gab es mehrere Dinge, die für mich klar ersichtlich waren. Da konnte ich gut einordnen, was passiert war, zog die entsprechenden Schlüsse und fuhr dann in Strullendorf erstmals bei einem Lizenzrennen durch. Jetzt hingegen kann ich gar nicht einordnen, was ich tun sollte. In zwei Wochen wäre in Augsburg noch ein C-Rennen, aber ich weiß jetzt gar nicht, ob ich da mit dem Feld mitkommen würde oder nicht. Denke ich an Dachau, Strullendorf und meine derzeite Form, dann würde ich klar "Ja" sagen, aber dieser Renntag in Altdorf hat jetzt für sehr viele und große Fragezeichen gesorgt. Das Ärgerlichste ist natürlich, dass man jetzt nicht mehr testen kann, ob das wirklich nur an der verkrampften Oberschenkelmuskulatur lag oder ob meine Trainingsform nur Augenwischerei ist. Auch daran erkennt man, wie wertvoll die Dienstagabendrennen in Kulmbach sind, denn dort hätte man gleich zwei Tage später testen können, was Sache ist.

Nur eine Sache ist jetzt klar: Ab sofort werde ich ab ungefähr 15 Grad immer mit Beinlingen fahren. Da mache ich gar nicht erst großartig mit irgendwelchen Ölen oder Wärmecremes rum. Beinlinge halten da definitiv besser warm. Da können die Schlechtwetterspezialisten dann ruhig die Nase verziehen, aber wenigstens werde ich dann nicht schon nach 9 Runden aus dem Rennen genommen. Hätte ich 2008 nicht am Bergkriterium in Viechtach teilgenommen, wären diese 9 Runden sogar neuer Negativrekord - und das in vermeintlicher Top-Form! Mann, was für ein Tag zum Vergessen...

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