Disclaimer - wenn man so will

In meinem Sport-Blog schreibe ich über meine Sporterlebnisse teilweise ernsthaft, teilweise aber auch mit überspitztem Humor - den Unterschied sollte man erkennen, wenn man mich persönlich kennt ;) Generell gilt: Wer die Dinge, die ich hier schreibe, zu ernst nimmt, ist selbst schuld ;)

Team 2019

Team 2019

2019 fahre ich Lizenzrennen für RMV Concordia Strullendorf 1920 e.V. und ausgewählte Jedermannrennen

Sonntag, 9. August 2015

Bericht Attenzell

Es fing eigentlich alles mit der Schlange auf dem Klo an. Nein, kein Viech, sondern eine Menschenschlange. Die noch nicht umgezogenen C-Fahrer konnten das noch mit Geduld nehmen, die KT/AB-Fahrer, die nur noch eine Viertelstunde bis zum Start hatten, kamen da schon etwas mehr ins Schwitzen - falls sie das aufgrund der Temperaturen im Bereich von 30 bis 40 Grad nicht ohnehin schon taten. Da ich zu den C-Fahrern gehörte, die Geduld haben konnten, sah ich mich auch nicht nach einer Alternative um, aber vor allem die Kommentare der KT/AB-Fahrer hörten sich ungefähr so an: "Haben die wirklich nur ein einziges Klo für alle Fahrer?!?" Naja, für die Damen gab es auch noch ein Klo, was an diesem Tag vermutlich nicht mehr als reines Damen-Klo gesehen werden konnte...

Die Wege zwischen zugewiesenem Parkplatzbereich und der Startnummernausgabe waren auch etwas länger, aber aufgrund des Wetters war ja eh kein umfangreiches Warmfahren notwendig. Ich machte mir keinen Stress und rollte nach 4 lockeren Kilometern in die Startaufstellung, weil bereits ein Trennband für die Startblöcke von C/U19 und Frauen gespannt wurde. Ich wollte ja nicht zu weit hinten starten. Die Notwendigkeit eines Starts aus Reihe 1 sah ich aber auch nicht, weil sich überraschenderweise 78 C-Fahrer zum Start einfanden. Die 16 U19-Fahrer machten sich daher auch kaum bemerkbar, die wurden von den C-Fahrern ja fast aufgefressen. ;) Aber wo kamen die ganzen C-Fahrer her? Nach Dachau und Strullendorf konnten man mit so vielen Startern ja wirklich nicht rechnen. Der ausrichtende Verein stellt z.B. eine ganze Armada, aber es gab auch Fahrer, die einen weiteren Anreiseweg auf sich nahmen. Für die wenigen Straßenrennen für C-Fahrer (für mich war es das erste und gleichzeitig letzte Straßenrennen der Saison) nehmen manche Fahrer eben einen weiteren Weg in Kauf. Dass man das für Kriterien nicht tut, kann ich ja nur allzu gut nachvollziehen. Da hatte ich schon mal ein Limit von 150 km Anfahrt, als es um Hobby- und Jedermannkriterien geht. Jetzt bei C-Kriterien mach ich es eher von der Verfassung abhängig. Wenn es nächste in Altdorf z.B. gut laufen sollte, würde ich einen Start in Augsburg Ende August in Erwägung ziehen. Normalerweise ist mir die Anreise für ein Kriterium bis nach Augsburg aber auch zu weit. Ich kann die C-Fahrer also definitiv verstehen, die zwar für Straßenrennen etwas weiter fahren, aber nicht für Kriterien. Das Landeskrone-Rennen bei Görlitz hatte ich zwischenzeitlich ja auch mal als Rennmöglichkeit im Kopf, aber am Ende war mir die weite Anfahrt dann doch zu stressig...

Als wir endlich starten konnten, lernte ich ganz schnell, dass man auch bei einem Rennen mit 91 Fahrern (C+U19 zusammen) am besten aus Reihe 1 starten sollte. Bei Jedermannrennen wie z.B. auch in Schleiz ist das ja eigentlich schon lange keine Notwendigkeit mehr. Man will bei einem Straßenrennen nicht gleich im Wind sein und begnügt sich erst mal mit einer Position um Platz 50 herum. Vorrollen kann man auf den ersten Kilometern ja normalerweise immer noch. Klappt in Schleiz in der Regel super, ist auch in Cadolzburg gut möglich, war in Schmölln ebenfalls der Fall - aber gestern in Attenzell war das ein bisschen anders. Zunächst ging es am Start schon damit los, dass einige Fahrer nicht geradeaus fahren konnte. Die ersten Schlenker kamen sogleich und führten dazu, dass mein Vordermann auch gleich etwas länger stehen bleiben musste, wodurch auch ich selbst etwas länger stehen bleiben musste. Schon verliert man locker 10, 15 Positionen. Danach konnte man aber zunächst etwas im Feld vorrollen und ich machte die verlorenen Positionen gleich wieder gut. Dann staute es sich aber zunächst etwas. Nein, es waren keine Neff-Fahrer zu sehen (Jedermann-Insider *g*), aber die Straße war dicht. Kein Zug im Feld, keine Wege nach vorn. Oder zumindest sah ich sie nicht. Als wir in Schelldorf abbogen und über die zwei Wellen fuhren, zog sich das Feld zumindest im hinteren Teil mal etwas in die Länge. Da ich weiter vorne aber schon sah, wie sich wieder alles staute, ließ ich ganz locker rollen, weil mein in Abfahrten üblicher Geschwindigkeitsüberschuss ja sowieso nichts gebracht hätte, wenn keine Lücke vorhanden ist, um nach vorne zu fahren.

So sehr ich also ständig nach Lücken suchte, um nach vorn zu fahren: ICH fand sie nicht. Andere Fahrer mussten sie aber gefunden haben, denn beim Blick in den Rückspiegel sah ich niemanden mehr. Ich fuhr an letzter Position! Was hatte ich verpasst?!? Da war ich wohl etwas zu sehr mit dem Blick nach vorn und der Suche nach Lücken beschäftigt, dass ich gar nicht mitbekam, was hinter mir los war. Schlechter konnte meine Ausgangsposition für die Passage ab Böhmfeld nicht sein, denn dort würde es dann langsam aber sicher zu ersten Selektionen kommen. Immerhin kam mir kurz vor Böhmfeld diesmal kein Motorradfahrer entgegen. Kurz vor der Abzweigung in Böhmfeld tat sich auf der linken Seite des Feldes auch endlich mal eine kleine Tür auf. Ich nahm Fahrt auf, machte flott mehrere Positionen gut - und dann wurde es plötzlich hektisch wie beim Jedermannrennen in Nürnberg: Quietschen, etwas Geschrei - und abbremsende Fahrer! Wenn man gerade erst Fahrt aufgenommen hat und auf ein "Stauende" auffährt, dann ist das nicht gerade lustig. Mit einer scharfen Bremsung konnte ich gerade noch einen Auffahrunfall verhindern, muss aber ausklicken, weil man mit 0 km/h sonst umkippen würde. Rechts fuhren die anderen Fahrer normal vorbei - und schon war ich wieder an der letzten Position. Hmpf.

Im Gegensatz zum Vorjahr konnte ich aber den Sog des großen Feldes noch gerade so in der ersten kurzen Abfahrt erwischen, um dranzubleiben. In die folgende steilere Abfahrt begab ich mich dann bewusst mit etwas Abstand, weil man bei so einem großen Feld an solchen Stellen immer damit rechnen muss, dass sich das Feld in der folgenden Gegensteigung wieder staut. Und bevor man dann zu Beginn einer Steigung bremsen muss, hält man lieber etwas Abstand, sucht am Feldende nach einer freien Stelle und stößt dann dort hinein. Auf diese Weise kann man den Schwung der Abfahrt noch am besten mit in die Gegensteigung nehmen, auch am Ende eines relativ großen Feldes.

Generell war diese steile "Gegenrampe" jetzt auch der große Unterschied zum Vorjahr. Im Hobbyrennen bin ich hier an der Kuppe nämlich eingeknickt und verlor den Anschluss ans Hauptfeld. Diesmal konnte ich schon im unteren Teil der Steigung an mehrere Fahrer einfach vorbeiROLLEN, weil ich eben etwas Abstand hielt und dann eine freie Bahn fand, um den Schwung der Abfahrt mitzunehmen. ENDLICH konnte ich mich also etwas vorarbeiten. ;)

Zu Beginn der steilen Abfahrt hatte ich übrigens schon aufs kleine Blatt geschalten. Wenn man keine freie Fahrt hat, sondern auf ein großes Feld auffährt, nützt das große Blatt an so einer Rampe ja sowieso nix. Das mussten einige Fahrer auch feststellen, die den Kurs offenbar noch nicht kannten: Cadolzburg lässt grüßen! Zwei Fahrer sah ich fluchend vom Rad steigen, weil sie wohl das kleine Blatt nicht auflegen und nicht mehr kurbeln konnten. Weiter oben kurbelte ich meinerseits dann noch an einem Fahrer vorbei, der offenbar auch mit dem großen Blatt fuhr, aber immerhin noch "in Zeitlupe" treten konnte.

Jedenfalls war ich im Gegensatz zum Vorjahr noch im Hauptfeld dabei und dann ging es zu der steilsten Abfahrt mit dieser Linkskurve. Es wurde im Feld sehr früh gebremst, deswegen war das relativ ungefährlich, aber einige Positionen vor mir ließ ein Fahrer ein Loch reißen - und das war jetzt ganz schlecht. Urplötzlich war das Feld nämlich erwacht und fuhr nicht mehr als Staukolonne, sondern als Perlenkette! Ich versuchte das entstandene Loch zuzudrücken, kam aber nur bis auf wenige Meter ans Feldende ran. Die hinter mir liegenden Fahrer versuchten es nicht einmal und gaben sich mit dem Abstand zum Feld zufrieden. Kurz vor Beginn der Steigung staute es sich aber natürlich wieder, wodurch ich trotzdem an letzter Position des Hauptfeldes in die Zeilsteigung fahren konnte. Aber war ja klar, dass ich dann am Ende der Steigung nicht mehr im Feld sein würde. Der Plan war einfach, dass ich die Zielsteigung von vorne fahren könnte, aber nachdem ich einfach nie wirklich im Feld nach vorn fahren konnte, hatte sich das Thema halt erledigt.

Der Schnitt im Feld war aufgrund der "Stau-Fahrweise" natürlich auch nicht so hoch, obwohl ich sagen muss: Kurz vor Böhmfeld, als ich letztes Jahr im Hobbyrennen einen Schnitt von 42,5 km/h hatte, war der Schnitt bei immerhin 42,0 km/h. Das Feld war also dennoch recht flott unterwegs, auch wenn man etwas langsamer als das Hobbyfeld des Vorjahres war. Bei der ersten Zieldurchfahrt hatte ich dann noch einen Schnitt von 37,5 km/h, womit ich 1 km/h schneller als im Vorjahr beim Hobbyrennen war. Die Transponderdaten verrieten mir zudem, dass ich knapp 2 Minuten länger für den Zielanstieg brauchte als die besten Fahrer im Feld und ungefähr 1 Minute länger als der Großteil des Feldes. Insofern hätte ich durchaus im Feld bleiben können, wenn ich zu Beginn der Steigung vorn gewesen wäre. Das zeigt einmal mehr, wie wichtig die Position im Fahrerfeld sein kann.

Stattdessen fuhr ich zunächst als Duo einigen weiteren zurückgefallen Fahrern hinterher. Wir konnten die Lücke nur langsam verringern. Kurz vor Böhmfeld wurde die Lücke geringer, aber vorne waren die Fahrer schon zu einem Trio zusammengefahren. Insofern mussten wir die Lücke jetzt eigentlich möglichst schnell zufahren, weil sie sonst eher größer statt kleiner werden würde. Ich ging also an den beiden Wellen vor Böhmfeld aus dem Sattel und rollte dann auch schon an einem Fahrer vorbei, der aus dem Trio zurückfuhr. Mein ursprünglicher Wegbegleiter ging leider auch nicht mit. Am Ortseingang von Böhmfeld dockte ich dann aber an die zwei Fahrer vor mir an. Ein weiterer Fahrer war ebenfalls nicht mehr weit vor uns unterwegs, also hoffte ich, dass jetzt langsam mal eine kleine Gruppe entstehen würde. Ohne Gruppe würde das Weiterfahren einfach keinen Sinn machen, nicht bei diesen Temperaturen, nicht mit diesen gesundheitlichen Beschwerden, die ich während der Woche hatte. Aber schon in der kurzen Abfahrt hinter Böhmfeld ließen die anderen zwei Fahrer wieder abreißen. In der nächsten steilen Abfahrt konnte ich dann ohne bremsendes Feld voll rollen lassen und kam wieder auf die üblichen 76,0 km/h Top-Speed, wie schon im Vorjahr. Rein in die "Gegenrampe" und schon war ich an dem Fahrer vor mir dran. Aber nicht nur das: Wir beide nahmen den Schwung der Abfahrt so gut mit, dass wir zwei weitere Fahrer aufrollten. Endlich waren wir mal ein Quartett. Dann ging es wieder in die gefährliche Steilabfahrt mit der Linkskurve, wo ich ohne bremsendes Feld zu spät mit Bremsen anfing und schon Bammel bekam. Die Bremsen verzögerten nicht gut genug, das Rad wurde schon etwas instabil. Beim Einlenken in die Kurve löste ich also auch gleich die Vorderradbremse, um nicht wegzurutschen. Die Hinterradbremse konnte ich auch kurz darauf lösen, weil ich den weiteren Kurvenverlauf dann schon einsehen konnte. Ist eigentlich das gleiche wie im Vorjahr: Der Kurvenknick ist gar nicht so extrem, wie man vor der Kurve erahnen würde. Dennoch muss sicherlich rechtzeitig vor der Kurve die Geschwindigkeit reduzieren. Es bringt gar nix, wenn man hier voll durchknallen würde.

Nach dieser Abfahrt waren wir jedenfalls wieder nur als Duo unterwegs. Insgesamt 7 Fahrer hatte ich in der 2. Runde also aufgerollt. Man hätte als 8er-Gruppe weiterfahren können, das wäre okay gewesen. Aber als Duo? Das war ja völlig unsinnig, also stieg ich mit 35,0 km/h nach der 2. Runde aus. Damit war ich auf der "Hobby-Distanz" 0,6 km/h schneller als im Vorjahr unterwegs. Im Vorjahr hatte ich noch die leichteren R-SYS-Laufräder mit Carbonspeichen eingespannt. Also daran sieht man schon, dass man mit Carbon allein auch nicht flotter unterwegs ist. Man ist halt ein bisschen leichter unterwegs, aber dass ich dieses Jahr wieder voll auf Aluminium setze, macht sich überhaupt nicht negativ bemerkbar.

Als Rennbelastung haben die 30 km jedenfalls gereicht. An den Steigungen war mein Rhythmus auch gar nicht mal sooooo schlecht. Ich hatte das dieses Jahr ja eh kaum trainiert. Der Tritt war jedenfalls schon wieder deutlich besser als noch in Schmölln. Jetzt hoffe ich mal, dass die Gewitter der nächsten Woche etwas früher kommen und nicht das Kriterium in Altdorf versauen. Bin ganz zuversichtlich. Die Frische in den Beinen ist zurück, es macht also wieder Spaß. Wenn die Magen-Darm-Probleme im Laufe der nächsten Tage auch noch verschwinden würden...

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